Andreas Frei ist Leiter der Fachstelle Forensik der Psychiatrie Baselland. Zum Abschluss seiner Karriere hat er eine Studie über Massenmorde veröffentlicht. Er hat sie kürzlich an einer Fachtagung in Liestal präsentiert. Andreas Frei untersuchte die Hintergründe von 33 Massenmorden, die zwischen 1972 und 2015 in der Schweiz begangen wurde.
Dabei kam er zum Schluss, dass die meisten Massenmorde hierzulande die Folge von Familientragödien sind und vornehmlich von verheirateten Schweizer Männern begangen werden. Der Anteil an Morden innerhalb der Familie als Hintergrund sei im internationalen Vergleich sehr hoch.
Vom Suizid zum Massenmord
Dass er sich zum Abschluss einer Karriere als Forensiker mit Massenmorden beschäftige, sei bei ihm auf der Hand gelegen, erzählt Frei im Interview. Er habe, zu Beginn seiner Berufstätigkeit, drei Jahre in der Gerichtsmedizin gearbeitet. Dort habe er es häufig mit Suiziden zu tun gehabt. Diesem Thema habe er sich anschliessend auch wissenschaftlich gewidmet. «Ich habe den erweiterten Suizid untersucht, also die Tötung eines Partners oder von Familienmitgliedern.» Der Massenmord passe letztlich auch zum Thema Suizid, weil die meisten Massenmörder letztlich auch sich selber töten.
Muss man eigentlich, wenn man als Forensiker arbeitet und sich mit Massenmorden beschäftigt, fasziniert sein vom Bösen? «Ja, das ist schon so. In der Freizeit mal ein Krimi zu lesen, gehört zum Job.» Im persönlichen Umgang mit Menschen, die schwere Verbrechen begangen haben, habe er selber immer wieder eine ähnliche Beobachtung gemacht. «In den meisten Fällen war ich schockiert und fasziniert, wie normal diese Leute wirken.»