Ob eine Frau, die von der Polizei vor einer Spinne gerettet werden muss oder ein Mann, der im Gras Glühwürmchen beobachtet - die Medienmitteilungen des Lörracher Polizeisprechers Dietmar Ernst waren oft zum Schmunzeln. «Es passieren so viele schreckliche Dinge, mit denen die Polizei täglich konfrontiert wird. Da tut es gut, auch mal über witzige Sachen zu berichten. Ich war in dieser Beziehung ein Exot», sagt Ernst, der 1974 bei der Polizei anfing und nun mit 62 in Pension geht. Er sah sich nicht nur als Mediensprecher, sondern immer noch auch als Polizist und ein wenig auch als Entertainer.
Anfang in der bleiernen Zeit
Der Beginn seiner Karriere bei der Polizei in den 1970er Jahren war geprägt vom Terrorismus der Roten Armee Fraktion RAF in Deutschland. Auch im Landkreis Lörrach kam es zu Schiessereien an der Grenze. «Die Situation war sehr angespannt und belastend für die Polizei», erinnert sich Ernst. 1992 wurde er zum ersten Sprecher der Polizeidirektion Lörrach ernannt. Die Medienarbeit bei der Polizei steckte damals noch in den Kinderschuhen. «Wir waren in der Pressearbeit sehr zurückhaltend, heute sind wir viel transparenter.»
Immer wieder hatte es Ernst auch mit schweren Verbrechen zu tun. Wegen der Grenzlage mit der der Nähe zu Frankreich und der Schweiz, gehe es im Landkreis Lörrach keineswegs nur beschaulich zu und her, hält Ernst fest. Trauriger Höhepunkt seiner Karriere war der Amoklauf einer Frau in einem Lörracher Spital 2010 mit drei Toten. «Ganz Lörrach war im Ausnahmezustand. Wir waren in der ganzen Welt Thema in den in Zeitungen.»
Es tut gut, neben all dem Schrecklichen auch über Witziges zu berichten.
In besonderer Erinnerung bleibt Ernst auch ein krebskranker Junge, der unbedingt Polizist werden wollte. Ihm ermöglichte der Mediensprecher, der selber drei Kinder und drei Enkelkinder hat, die Teilnahme an einem Helikopter-Rundflug, der nur für Medienleute gedacht war. «Ich habe meine Kompetenzen überschritten, damit der Junge mitfliegen kann», erzählt Ernst. Ein paar Wochen später starb der Bub. «In sein Tagebuch schrieb er, dass dieser Helikopterflug sein grösstes Geschenk war. Eine solche Geschichte bleibt hängen», sagt Ernst.