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«Ich mache aus Woody Allen ja auch keinen Terminator.»
Aus Regi ZH SH vom 21.01.2018. Bild: ZVG/Mali Lazell
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Wochengast Michael Elber «Mit diesem Thema möchte man nicht konfrontiert werden, fertig»

Als Michael Elber vor 25 Jahren ein Theaterstück mit geistig behinderten Menschen in Zürich auf die Bühne brachte, wusste die Szene nicht so richtig, was sie davon halten soll. Heute ist das Theater HORA preisgekrönt. Doch die Arbeit zehrt, weshalb der 60-Jährige nun einen Gang zurückschaltet.

SRF News: Ihr neustes und letztes Stück für das Theater HORA heisst «Bob Dylans 115ter Traum», warum Bob Dylan zum Abschied?

Michael Elber: Wie bei allem gibt es dazu eine Geschichte. Ich hatte vor zwei Jahren ein Burnout und mein Arzt riet mir, das Tibetanische Totenbuch oder etwas Ähnliches zu lesen. Stattdessen blieb ich bei einer Dokumentation des Schweizer Fernsehens anlässlich des 75. Geburtstags von Bob Dylan hängen. Dabei ging es um seine Eigenwilligkeit, seine Lust, das Scheitern zuzulassen und dies hat nun zu diesem Stück geführt.

Geistig behinderte Schauspieler posieren für ein Theaterstück
Legende: Ende Januar feiert das Theater HORA mit «Bob Dylans 115ter Traum» Premiere im Zürcher Schauspielhaus. ZVG/Mali Lazell

In all diesen Jahren mussten Sie immer wieder die Frage beantworten: «Darf man das? Darf man geistig Behinderte einfach so auf die Bühne stellen?». Wie gingen Sie damit um?

Die Frage kann man ja auch stellen, selbstverständlich. Aber soll ich immer noch darauf antworten? Natürlich kann man sagen, ich stelle jemanden mit seiner Behinderung bloss, nur weil ich die Person nicht in ein gewohntes Schema presse, wie man sich halt so auf einer Bühne darzustellen und zu bewegen hat.

Ich sehe es als meine Aufgabe an, mit dem zu arbeiten, was meine Schauspielerinnen und Schauspieler von sich aus mitbringen. Anders gesagt: Ich mache aus einem Woody Allen keinen Terminator, sondern besetze Woody Allen als Neurotiker und dann ist diese Rolle auch gut besetzt, denn das kann er.

25 Jahre Theater HORA sind eine lange Geschichte, was waren die grössten Hürden?

Die grösste Hürde war von Anfang an – und ist es immer noch – genug finanzielle Unterstützung zu haben. Da geht es uns wie allen anderen Kulturbetrieben auch, ausser dass bei uns die Betreuung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufwändiger ist und wir auch für ein Projekt mehr Zeit brauchen. Das hat sich bis heute nicht verändert, auch wenn wir in einer höheren Liga spielen. Im Gegenteil, damit sind die Erwartungen an unsere Produktionen von Jahr zu Jahr gestiegen.

Eines Ihrer Anliegen mit dem Theater HORA war ja, Ängste gegenüber behinderten Menschen abzubauen, Sie stossen aber immer noch auf Widerstände, wenn es darum geht, Ihre Produktionen zu buchen. Muss man sagen: Ziel nicht erreicht?

Ich würde sagen, Ziel teilweise erreicht. Immerhin gibt man uns inzwischen Preise, hart ausgedrückt könnte man das auch als eine Art Ablass bezeichnen. Man kann es auch einfach aus einer anderen Perspektive betrachten. Wir erhalten grossartige Preise wie den Hans-Reinhart-Ring 2016 und trotzdem werden Embryos bei Verdacht auf eine Behinderung abgetrieben. Man wird bei HORA mit einem Thema konfrontiert, mit welchem man nicht konfrontiert werden möchte, fertig.

Ein Theater HORA ohne Michael Elber kann ich mir schlecht vorstellen, einen Michael Elber ohne Theater HORA aber auch nicht. Was haben Sie vor?

Ich will weiter arbeiten, ich habe schliesslich auch eine Familie zu ernähren. Aber wenn möglich nur noch blockweise, etwa für zwei Monate intensiv an einem Theaterprojekt mitmachen, um dann wieder eine Pause einlegen zu können und Zeit zu haben, mit den Kindern Fahrrad fahren zu gehen. Beim Theater HORA war es einfach nicht möglich, nur für gewisse Blöcke zu arbeiten, da geht es ständig weiter und das seit 25 Jahren.

Das Gespräch führte Cordelia Fankhauser.

Zur Person Michael Elber

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Legende: ZVG/Mali Lazell

Der 60-Jährige war zunächst als Lehrer tätig, bevor er 1989 sein erstes Theaterprojekt mit geistig behinderten Menschen aufführte. Im Jahr 1992 gab er der Gruppe den Namen HORA. Seitdem sind 33 Produktionen entstanden, bei 17 Produktionen führte er selber Regie. Ende Januar feiert seine letzte Produktion «Bob Dylans 115ter Traum» Premiere.

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