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Wochengast Otto Bandli Mit Anstand und Zivilcourage gegen Cybermobbing

In Dietikon ZH nahm sich ein Mädchen das Leben, wohl weil es im Internet gemobbt wurde. Otto Bandli ist Fachmann für die Prävention von Cybermobbing. Er sagt: Mobbing im Internet beginnt auf dem Pausenplatz. Das beste Mittel dagegen ist gegenseitiger Respekt, den Lehrer einfordern müssen.

SRF: Was löste der Fall des 13-jährigen Mädchens, das sich wohl wegen Mobbing im Internet das Leben nahm, bei Ihnen aus?

Otto Bandli: Er macht mich sehr betroffen. Denn ich hatte bereits mit vielen Mobbingopfern und ihren Eltern zu tun und diese leiden sehr unter den Schikanen.

Was kann man denn gegen tun?

Zur Person

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Ein Mann mit Glatze und Brille hinter einem Mikrofon.
Legende: SRF

Otto Bandli ist Dozent und Berater an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Er lehrt zu Themen wie «Gewalt und Mobbing in der Schule» oder «Umgang mit Cybermobbing» und er amtet als Trouble Shooter, falls eine Situation an einer Schule ausser Kontrolle gerät.

Cybermobbing ist die Fortsetzung des herkömmlichen Mobbings. Deshalb beginnt die Prävention im Klassenzimmer. Lehrerinnen und Lehrer müssen Vorbilder sein und den Jugendlichen Respekt in zwischenmenschlichen Beziehungen beibringen. Die Jugendlichen müssen lernen, Unterschiede zu akzeptieren, und sie müssen Zivilcourage üben, etwa in Rollenspielen.

Das klingt relativ simpel. Weshalb gelingt es dann nicht, Cybermobbing zu verhindern?

Mobbing geschieht immer in Gruppen und es geht immer um Macht. Nun gibt es etwa ein Prozent der Schülerinnen und Schüler, die schlicht gewaltbereit sind – für den gegenseitigen Respekt also wenig empfänglich. Auf sie müssen wir uns konzentrieren. Ich wünsche mir, dass die Schulen sich bei diesem einen Prozent schneller Hilfe holen.

Sie sprechen von Respekt und Anstand im Umgang miteinander. Wären da nicht die Eltern am Zug?

Natürlich gehört der anständige Umgang zur Erziehung. Da sind die Eltern in der Pflicht. Aber wie gesagt: Mobbing passiert in Gruppen – und zwar in sogenannten Zwangsgruppen, die man sich nicht auswählen kann. Also in der Schule. Deshalb hat die Schule eine besondere Verantwortung, Prävention zu betreiben.

Die Tipps von Otto Bandli für Eltern:

  • Bei jüngeren Kindern den Zugang zum Internet und zu Social Media kontrollieren – besonders, wenn Fotos hochgeladen werden.
  • Bei Jugendlichen den Umgang mit Social Media immer wieder thematisieren, jedoch nicht mehr jeden Post kontrollieren.
  • Ein offenes Ohr hilft, dass die Jugendlichen, wenn sie gemobbt werden, auch tatsächlich davon erzählen. Die Eltern sollten mit ihren Kindern bereits vor einem Vorfall über Mobbing sprechen und betonen, dass die Kinder ihnen alles erzählen können.

(Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17:30 Uhr)

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