Sechs Jahre lang war Peter Kastenmüller am Theater Neumarkt als Co-Leiter tätig. Nach seiner letzten Premiere blickt er auf eine bewegte Zeit im Theater Neumarkt zurück.
SRF: Peter Kastenmüller, Sie haben gerade die letzte Premiere am Theater Neumarkt präsentiert. Der Applaus war wohlwollend. Von Abschiedsstimmung war jedoch noch nichts zu spüren.
Peter Kastenmüller: Ich habe das auch gar nicht so realisiert, dass das unsere letzte grosse Premiere war. Ich und mein Team sind noch drei Wochen hier und haben einige Veranstaltungen zu organisieren. Die Premiere selbst war keine leichte Kost, aber das Resultat sorgfältiger Arbeit.
War es eine typische Zürcher Publikumsreaktion? Wohlwollend, aber zurückhaltend?
Ich habe gelernt, dass diese Zurückhaltung keine Werthaltung ist. Stille bei Aufführungen hat oft nichts damit zu tun, ob sie den Leuten gefällt oder nicht. Sie wollen einfach genau zuhören und verstehen. Sie werden dann sauer, wenn man ihnen keinen Zugang bietet. Das ist aber kein schweizerisches Phänomen. Ausserdem hatten wir hier am Theater Neumarkt auch schon ganz heftigen Applaus.
2013 hatten sie allerdings keinen einfachen Start. Damals, als das Zürcher Publikum ausblieb, sagten sie, es sei eine störrische Braut. Wie erinnern Sie sich heute an diese Zeit?
Die ist noch sehr präsent. Das Publikum zu umwerben, war ein Riesenthema für uns. Wir fragten uns, wie wir die Mischung hinkriegen zwischen unserem künstlerischen Anspruch, die Leute mitzunehmen, ihnen aber auch einfach mal etwas «vor den Latz zu knallen».
Waren Sie überrascht, dass Sie harsch kritisiert wurden, Ihnen angelastet wurde, dass das Theater halb leer steht?
Es war damals ein neues Team, das ausprobieren und sich zuerst finden musste. Das hat eben seine Zeit gebraucht. Dass sich dann auch Leute aufregen, ist normal. Überrascht hat mich vielmehr, dass es dann organisierte Debatten gab von Interessengruppen, wie ich es in dieser Form nicht kannte. Man muss auch heute immer wieder klar machen, wofür eigentlich das Theater Neumarkt steht und wie wichtig es eben ist, dass sich diese Stadt ein unabhängiges, selbstproduzierendes Haus dieser Grösse leistet. Die Zürcherinnen und Zürcher sind sich gar nicht bewusst, welch ausgezeichneten Ruf dieses Theater im deutschsprachigen Theaterraum hat
Irgendwann sind die Zuschauerzahlen ja dann doch hochgschnellt. Gab es einen Wendepunkt?
Nein. Man muss auch ein bisschen Glück haben. Das kann ein Stück sein, das einschlägt wie eine Bombe, eine Schauspielerin, ein Regisseur, ein Bühnenbild. Und das hat uns am Anfang ein bisschen gefehlt. Wir haben uns kontinuierlich steigern können.