Wird Mobbing im Internet zu mild bestraft? Diese Frage bewegt die Öffentlichkeit, nachdem der Fall «Céline» vor Gericht verhandelt wurde. Der Fall einer 13-Jährigen, die sich vor zwei Jahren das Leben nahm, nachdem ihr Freund intime Bilder im Internet veröffentlicht hatte. Mit dem Verein «zischtig.ch» versucht Sharmila Egger Jugendliche zu ermutigen, dass sie sich gegen Mobbing im Internet wehren.
SRF: Was hat Sie als Fachexpertin am Fall Céline am meisten mitgenommen?
Sharmila Egger: Wir sehen im Alltag immer wieder solche Fälle. Für uns ist es nicht DER Fall. Wir sind aber froh, dass Mobbing im Internet damit endlich zu einem öffentlichen Thema wurde.
Müsste Cyber-Mobbing härter bestraft werden?
Ich kann den Ruf der Eltern nach härteren Strafen verstehen. Bei Jugendlichen geht es aber nicht um Strafe, sondern um Erziehung. Allerdings kann man sich fragen, ob 10 Tage Sozialdienst als erzieherische Massnahme in solchen Fällen ausreichen.
Womit werden Sie in ihrer Arbeit am meisten konfrontiert?
Es geht bei uns um viele Themen: Datenschutz, oder die Suchtthematik. Das wird von den Jugendlichen gewünscht. Aber auch Mobbing und rechtliche Fragen beschäftigen die Jugendlichen stark. Wir versuchen, nahe an die Jugendlichen heranzukommen. Das gelingt dadurch, dass wir im Verein eher junge Leute sind und die Apps kennen, die von den Jugendlichen gebraucht werden.
Wie oft kommt es vor, das gemobbt wird? Ist das allgegenwärtig?
Ich finde schon. Es tut mir manchmal weh, wenn ich höre, wie abgestumpft viele Jugendliche sind gegenüber Hasskommentaren. Sie finden, das gehöre einfach dazu, das müsse man hinnehmen. Da versuchen wir schon weiter zu gehen und den Jugendliche zu sagen: Nein! Wichtig ist, wo die Grenzen sind. Nur weil der Andere sagt, es sei als Spass gemeint, heisst das nicht, dass du dich nicht wehren darfst.
Wie sollen Eltern reagieren, die merken, dass etwas nicht stimmt?
Ich empfehle, dass man sich an die Lehrperson wendet. Und wenn man merkt: Es passiert nichts, dann kann man sich auch an die Schulleitung wenden. Schlecht ist, wenn man sich direkt an die Eltern der mobbenden Jugendlichen wendet.
Die Fragen stellte Pascal Kaiser. Sie finden das ganze Gespräch im Audiofile.