René Gisler hat Spass an Wort-Akrobatik: Er macht sich Bilder im Kopf und lässt daraus neue Wörter entstehen, verknüpft Vor- oder Nachsilben oder lässt Buchstaben weg. So initiierte er 2006 eine Plattform im Internet, den Enzyglobe. Seither wird dieser Blog von zahlreichen Autoren und Autorinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bespielt.
Für diese Spielereien gab es laut René Gisler eine Art Initialzündung: «In meiner Ausbildung zum Künstler habe ich alte Lexika zerrissen, gelesen und mit den Bildern darin gearbeitet. Ich habe gemerkt, dass es spannend ist, wenn man die Fragmente neu zusammensetzt – zum Beispiel aus ‹entbinden› zerbinden macht.»
Im Laufe der Jahre sind auf der Plattform rund 16'000 Wörter zusammengekommen. Es sind grundsätzlich deutsche Wörter, die aber zum Teil mit verschiedenen Fremdsprachen vermischt werden. «Der Clou ist, dass man relativ wenig verändern muss, damit sich der Inhalt stark verändert», sagt René Gisler.
Es ist verrückt, was man mit der eigenen Vorstellungskraft erfinden und deuten kann.
Das neue Buch soll im Frühling 2019 erscheinen. Dessen Titel «Thesaurus rex» ist eine Schöpfung aus «Tyrannosaurus Rex» und «Thesaurus» – René Gisler kombiniert also den Namen eines grossen Dinosauriers mit dem Begriff, der für Wörterbücher steht. Darin finden sich Kreationen wie bierrational, Coolisse, Partymöwe, Wurststrecke oder Wartenvielfalt.
Zu René Gislers persönlichen Lieblingswörtern gehören der Kopfweltjäger und die Ausredefreiheit. «Der Kopfweltjäger ist ja schon fast eine Berufsbezeichnung. Es ist verrückt, was man mit der eigenen Vorstellungskraft erfinden und deuten kann. Das finde ich eine der wichtigsten Qualitäten, dass man Visionär oder Visionarr sein kann – das festgefügte in unserem Leben hinterfragen und so befreiter und frischer durchs Leben gehen kann.»
Keine «leichtverdauliche Kost»
Angesprochen auf sein Ziel und das Zielpublikum, das er erreichen wolle, sagt Gisler: «Das Buch werden Leute lesen, die etwas Neues erleben wollen; Leute mit Phantasie und die sich die Inhalte zu den Wörtern selbst ausdenken können.»
Dennoch bezeichnet der Künstler selbst sein Werk Thesaurus rex als «keine grundsätzlich leichtverdauliche Kost». «Man wird es vielleicht täglich aufschlagen und etwas weiter blättern.» Entsprechend arbeite er auch nicht daraufhin, dass möglichst viele der Wörter Einzug in den alltäglichen Sprachgebrauch der Leute findet. «Sicher wird es eines der 16'000 schaffen - oder ist bereits jetzt im Umlauf.»