Ältere Menschen, die in der Stadt Zürich ihre Wohnung verlieren, haben es häufig schwer, in ihrem angestammten Quartier wieder eine bezahlbare Wohnung zu finden. Das Problem, da waren sich alle Parteien im Zürcher Stadtparlament einig, ist gross. Und es wird in Zukunft nicht kleiner, denn die Menschen in der Stadt werden immer älter und immer häufiger werden ganze Wohnsiedlungen saniert und allen Mietern wird gekündigt.
Chancengleichheit für ältere Menschen?
Angesichts dieser Ausgangslage präsentierte die FDP eine Motion, die eine gehässige Wohndebatte zur Folge hatte. Der Vorschlag: Der Stadtrat soll sicherstellen, dass in den gemeinnützigen, subventionierten oder zu Kostenmiete vergebenen Wohnungen in der Stadt, über 70-jährige Menschen entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil berücksichtigt werden.
Uneingeschränkte Unterstützung erhielt die Idee nur von der SVP, die Solidarität mit den älteren Menschen einforderte. EVP und GLP waren bereit den «sympathischen Vorstoss», dem sie sich «nicht ganz verschliessen wollten», in der milderen Form eines Postulats eine Chance zu geben.
Ein «Vorstoss zum Spülen»?
Milde-tadelnd äusserte sich die SP, welche vor allem die Privaten in der Pflicht sah und eine dementsprechende Textänderung vorschlug. AL und Grüne lehnten den Vorstoss rundweg ab, mit zum Teil angriffig-gehässigen Voten. Der Vorschlag sei «ein Blödsinn», «verlogen» und «schizophren». Der Grund für die Rage: Nur gemeinnützige Bauträger/Vermieter wären zur Einhaltung einer Vorgabe verpflichtet. Die Privaten, die nach Meinung der linken Ratsseite das Wohnungsproblem für ältere Mieter überhaupt erst verursachen, müssten keine Verantwortung übernehmen.
Ü70 in den gemeinnützigen Wohnungen gut vertreten
Der zuständige Stadtrat Daniel Leupi versicherte, die Stadt unternehme bereits viel für die älteren Menschen im Wohnungsmarkt. Auch zeigten die Statistiken, dass ältere Menschen in gemeinnützigen Wohnungen gut vertreten seien. Er versprach aber auch, dass die Stadt in Zukunft beim Bauen und Planen noch stärker darauf achten wolle, dass es für Ältere ein grösseres Angebot gebe. Sein Angebot, den Vorstoss in der weniger verbindlichen Form als Postulat anzunehmen, wurde nicht wahrgenommen. SP, Grüne und AL lehnten auch diese Variante ab. Der Vorstoss wurde schliesslich mit 65 Nein- zu 49 Ja-Stimmen bachab geschickt.