Das alte Vorgehen
Städtische Wohnungen sind vergleichsweise günstig und deshalb begehrt. Dies führte einerseits dazu, dass bei öffentlichen Besichtigungen hunderte Menschen Schlange standen, um die Wohnung ansehen zu können. Und andererseits hatte es zur Folge, dass bei nicht öffentlichen Besichtigungen zehntausende Menschen bei der städtischen Liegenschaftenverwaltung anriefen, um sich für eine Besichtigung zu empfehlen. Um diese Probleme anzugehen, führte die Stadt Zürich ab Februar ein neues Verfahren ein.
Das neue System
Für Besichtigungen von städtischen Wohnungen kann man sich nun nur noch auf einer speziellen Internetseite anmelden. Ein Zufallsgenerator entscheidet in der Folge, ob man zur Wohnungsbesichtigung zugelassen wird oder nicht. Höchstens 50 Personen erhalten die Zustimmung, eine Liegenschaft ansehen und sich danach bewerben zu können.
Die Bilanz nach einem halben Jahr
Seit Einführung der sogenannten E-Vermietung hat die Stadt Zürich 120 Wohnungen ausgeschrieben, bestätigt Kuno Gurtner von der Liegenschaftenverwaltung auf Anfrage des Regionaljournals Zürich Schaffhausen. 56'000 Bewerbungen sind auf diese Online-Inserate entfallen. Das entspricht rund 470 Bewerbungen für eine Besichtigung pro Wohnung. Das System habe in den meisten Fällen gut funktioniert, sagt Gurtner weiter. Vereinzelt sei es beim Verschicken eines Links zu Problemen gekommen. Dieser habe manchmal nicht funktioniert, er wird aber für das Einreichen der Bewerbungsunterlagen benötigt.
Im Schnitt gibt es 470 Bewerbungen pro Wohnung, die im Internet ausgeschrieben wurde.
Das Potenzial für Missbräuche
Um sich bessere Chancen auszurechnen, eine Wohnung auch besichtigen zu können, kam es vor der Einführung des Internet-Tools zu einer regelrechten Telefonflut. Wohnungsinteressenten zogen Verwandte und Bekannte herbei, um innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens bei der städtischen Liegenschaftenverwaltung einen Besichtigungstermin zu ergattern. So kam es in einer halben Stunde gut und gerne zu 30'000 Telefonanrufen bei der Stadt. Auch im neuen System versuchen manche Personen, sich mehrmals anzumelden, um ihre Chancen zu erhöhen. Dies funktioniere nicht, sagt Gurtner. Mehrfachbewerbungen würden ausgesiebt und nur einmal verwendet.
Kein Internet? Kein Problem!
Für diejenigen Menschen, die über keinen Internetzugang verfügen, gibt es die Möglichkeit, sich bei der Liegenschaftenverwaltung direkt vor Ort für eine Besichtigung zu bewerben. Diese Dienstleistung nehmen rund drei bis fünf Personen pro Tag in Anspruch, erklärt Gurtner. «Etwas mühsam ist leider, dass diese Personen ein zweites Mal vor Ort erscheinen müssen, um zu erfahren, ob sie zur Besichtigung zugelassen wurden.»