- Im Kanton Aargau gibt es ständig mehr leere Wohnungen. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl um 4,2 Prozent auf 8733 leere Wohnungen.
- 9 von 10 der nicht bewohnten Unterkünfte befänden sich in Altbauten, teilt der Kanton Aargau mit. Vor allem kleine (nur ein Zimmer) und grosse Wohnungen (über sechs Zimmer) sind nicht bewohnt.
- Die Zahl der leeren Wohnungen hat im Kanton Aargau aber deutlich weniger stark zugenommen als in den letzten Jahren. Die Unterschiede sind wie immer gross.
- Ein Experte der Aargauischen Kantonalbank schätzt, dass der Bauboom im Aargau trotzdem noch eine Weile anhält. Viele Projekte seien in Planung und im Bau, eine «Vollbremsung» wäre weder möglich noch sinnvoll.
Vielerorts im Aargau stehen Baukräne. Gebaut wird auch in Regionen in denen es bereits viele leere Wohnungen gibt. Das seien meist ländliche Orte, in denen es noch freies Bauland gibt, sagt Rolf Bossert, Leiter Immobilienmanagement der Aargauischen Kantonalbank (AKB). In städtischen, vom Verkehr gut erschlossenen Regionen, wo die Nachfrage grösser wäre, wird weniger gebaut – weil weniger Land verfügbar ist.
Eindrücklich, aber keine Blase
Trotz dem Rekordwert bei den Leerständen, von einer Immobilienblase sei man noch weit entfernt, so Bossert. Panik sei nicht angebracht – auch wenn die absoluten Zahlen eindrücklich seien. Die 8733 leeren Wohnungen verteilten sich aber über den ganzen Kanton. Projekte, die geplant und bereits im Bau sind, würden darum nicht einfach gestoppt. Wenn die Nachfrage aber weiter zurückgehe, dann werde sich auch der Bauboom abschwächen. Das geschehe aber alles verzögert, meint der AKB-Experte.
In den letzten Jahren war die Zahl der leeren Wohnungen stetig gewachsen. 2019 gab es zwar eine leichte Abflachung des Wachstums, da nun aber im Zuge der Corona-Krise die Zuwanderung abgenommen hat, gehe auch der Bedarf an Wohnungen zurück. Für 2020 dürfte die Leerstandsquote gemäss Rolf Bossert also wieder stärker steigen. Damit habe man aber nicht rechnen können.
Neu wird vermietet, alt bleibt leer
Am meisten leer stehende Wohnungen gibt es Stand Juni 2020 im Bezirk Zofingen (1286). Das sind rund viermal mehr Einheiten als im Bezirk Muri, wo es am wenigsten freie Wohnungen gibt (304). Meistens sind es Altbauten, die leer stehen. Nur jede zehnte freie Wohnung wurde in den letzten beiden Jahren gebaut.
Einfamilienhäuser stehen tendenziell deutlich weniger leer als Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Auch hat sich das Verhältnis von leeren Mietwohnungen zu solchen, die zum Verkauf stehen, laut der Aargauer Statistik in den letzten Jahren nicht verändert.