Kein Spieler der Super League ist wohl derzeit so gefragt wie Fabian Rieder. An der Swiss Football Night Ende Januar wurde er zum besten Spieler der Liga und zum Youngster des Jahres gewählt. Kein Wunder: Er spielt äusserst erfolgreich bei YB, war an der WM und kann auch Einsätze in der Champions League vorweisen. In Bern erwartet man, dass er bald einen Wechsel ins Ausland vollzieht. Im Gespräch erzählt er, er versuche, auf dem Boden zu bleiben. Und dass er trotz Erfolg manchmal an sich selbst zweifelt.
SRF: Sie sind derzeit äusserst erfolgreich und gefragt. Und trotzdem haben Sie Selbstzweifel. Wie kommt das?
Fabian Rieder: Das hat wohl mit meinem Ehrgeiz zu tun. Manchmal ist das sicher auch eine Schwäche von mir. Ich hinterfrage mich immer wieder, versuche das jedoch zu verstecken. Schlussendlich gehören diese Zweifel aber sicher dazu, nur so kann ich mich stetig verbessern.
Was sind denn das genau für Zweifel?
Mit dem Erfolg steigen auch die Erwartungen von aussen. Gerade nach einem durchzogenen Spiel oder einem Fehlpass ist es wichtig, das rasch zu vergessen und nach vorne zu schauen.
Auf die Schultern klopfen Sie sich – angesichts des Erfolgs – aber schon auch?
Ja, sicher. Ich bin sehr stolz. Mein Ziel ist, mal im Ausland zu spielen.
Mein Ziel ist, mal im Ausland zu spielen.
Deshalb muss ich die Messlatte hoch ansetzten und mich stetig verbessern.
Was Sie derzeit erleben – ist das so etwas wie ein Traum?
Das kann man so sagen. Ich konnte meine Leidenschaft zum Beruf machen – das ist unglaublich. Da ging definitiv ein Traum in Erfüllung.
Müssen Sie sich denn manchmal kneifen, damit Sie wissen, dass es nicht einfach nur ein Traum ist?
Ja, definitiv. Ich brauche immer mal wieder Zeit, um das Ganze zu verarbeiten. Da haben zum Beispiel die Ferien mit meiner Freundin geholfen, die ich auf Sansibar am Strand verbracht habe.
Gut möglich, dass Sie YB verlassen. Es wird von einer Transfersummer von 15 Millionen Franken gesprochen. Wie gehen Sie damit um?
Das ist schon unglaublich. Wenn mir das vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, hätte ich es nicht geglaubt. Aber ich beschäftige mich nicht zu stark damit. Ich spiele für YB und will das Beste geben.
Ein solches Preisschild erfüllt mich schon mit Stolz.
Und klar, die Zahl ist hoch. Aber so ist das Fussballbusiness. Ein solches Preisschild erfüllt mich schon mit Stolz. Trotzdem denke ich, dass ich am Boden geblieben bin.
Wieso?
Meine Mutter hat mich so erzogen. Sie hat mich gelehrt, das Leben von Tag zu Tag zu nehmen; bodenständig zu sein. Und die anderen Menschen so zu behandeln, wie man gerne selber behandelt werden möchte. Deshalb sehe ich mich nie als etwas Besseres als andere.
Fussball dominiert ihr Leben. Gab es in letzter Zeit einen Tag, an dem Sie nicht an ihn gedacht haben?
Vor ein paar Tagen war ich mit YB-Spielern ein Tag unterwegs. Da war Fussball fast kein Thema. Aber eben nur fast. Zugegeben: Fussball dominiert praktisch alles, was manchmal auch etwas mühsam ist. Gerade nach einem Spiel möchte ich nicht mehr nur von Fussball sprechen. Es gibt jedoch sonst nichts, was mich so fesselt wie Fussball.
Das Gespräch führte Thomas Pressmann.