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YouTube statt Barfüsserplatz Basler 1.-Mai-Reden finden virtuell statt

Der 1. Mai ist der Feiertag der Arbeiterbewegung. In Basel trifft man sich normalerweise zur Kundgebung in der Innenstadt. Das ist dieses Jahr nicht möglich.

Der 1. Mai ist der Feiertag der Arbeiterbewegung: der Gewerkschaften, der linken Parteien und Organisationen. Sie gehen normalerweise an diesem Tag auf die Strasse. In Basel ziehen sie jeweils vom Messeplatz zum Barfüsserplatz, wo eine Kundgebung und anschliessend ein Fest stattfinden. Auch in Liestal wird der 1. Mai traditionellerweise in der Stadt begangen.

Dieses Jahr ist alles anders. Wegen der Corona-Pandemie findet der 1. Mai bloss virtuell statt. Offizielle Demonstrationen sind nicht erlaubt, daher haben die 1.-Mai-Rednerinnen ihre Ansprachen gefilmt und ins Netz gestellt.

Die Bäume im Garten als Publikum

Ronja Jansen, Präsidentin der Schweizer Juso, hält ihre Rede zuhause im eigenen Garten. Für sie ist es ihre erste 1.-Mai-Ansprache überhaupt. Sie spricht über die Menschen, die während der Corona-Pandamie unverzichtbare Arbeit leisteten: die Verkäufer in der Migros oder die Pflegerinnen in den Krankenhäusern. Gerade solche Menschen sollten künftig bessere Löhne haben, fordert Jansen. Sie macht in ihrer Rede Werbung für die 99-Prozent-Initiative der Juso. Diese verlangt, dass das reichste Prozent der Bevölkerung bei den Kapitaleinnahmen wie Zinsen und Dividenden stärker besteuert wird.

Es sei ein merkwürdiges Gefühl gewesen, die Rede vor dem 1. Mai aufzuzeichen. «Es ist schwierig, eine kämpferische Ansprache versuchen zu halten, und das einzige Publikum sind die Bäume in meinem Garten», sagt Ronja Jansen. Am stärksten vermisse sie selber am diesjährigen 1. Mai das Gemeinschaftsgefühl. «Für mich ist das ein Tag, an dem wir Gleichgesinnte uns gegenseitig bestärken.» Dieses Gefühl könne nicht entstehen, wenn alle ihren Tag der Arbeit bei sich zuhause begehen müssten.

Singen der Internationalen am Fenster.
Legende: Singen der Internationalen am Fenster. SRF

Ähnlich geht es Basta-Nationalrätin Sibel Arslan. Für sie sei es «sehr schlimm», dass sie am 1. Mai zuhause bleiben müsse. Schon als Kind sei die Kundgebung für sie ein Pflichttermin gewesen. Toya Krummenacher, Präsidentin des Gewerkschaftsbundes Basel-Stadt, sagt: «Es ist irgendwie traurig, dass der 1. Mai, so wie wir ihn gewohnt sind, ausfallen muss.» Aber es sei wichtig, zuhause zu bleiben. «Aus Solidarität mit gefährdeten Personen und mit dem Personal im Gesundheitswesen.»

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