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Zementwerk Möriken-Wildegg Mehr Plastik im Brennofen

Wofür braucht man Plastik bei der Zementproduktion? Für die Herstellung von Zement muss man die Rohstoffe (Mergel, also Kalk und Ton) auf rund 1500 Grad erhitzen. Für die Erhitzung der Brennöfen kann man neben fossilen Brennstoffen wie Kohle auch alte Autoreifen oder Plastikgranulat einsetzen.

Warum will die Jura-Cement künftig mehr Plastik verbrennen? Schon länger versuche man im Aargauer Zementwerk den Anteil fossiler Brennstoffe zu verringern, sagt Werksleiter Marcel Bieri. Mehr Plastikgranulat zu verbrennen habe dabei zwei Vorteile: Im Vergleich zu Kohle sei es ökologischer. Nicht nur bei der Verbrennung, sondern auch bei Produktion und Transport. Daneben lohne es sich auch finanziell, da die Kunststoffabfälle in grosser Menge und in der Nähe verfügbar sind. Sie sind also günstiger.

Bagger in grossen Haufen mit alten Autoreifen
Legende: Für die Zementöfen werden neben Plastikgranulat unter anderem auch alte Autoreifen verbrannt. Keystone (Archivbild)

Woher kommt der Kunststoff, der in Möriken-Wildegg verbrannt wird? Produziert wird der Brennstoff von der Abresto AG, einer Tochterfirma der Jura Cement. Diese wurde vor rund zehn Jahren gegründet. Bei der Abresto AG werden industrielle Kunststoffabfälle mechanisch weiterverarbeitet zu einem Granulat, das dann im Zementofen verbrannt werden kann.

Diese Produktion wolle man nun von rund 18'000 Tonnen pro Jahr auf etwa 35'000 Tonnen pro Jahr erhöhen. Das dazu nötige Baugesuch lag bis Anfang Juli öffentlich auf. Gebaut werden muss allerdings nichts, man könne einfach auf der bestehenden Anlage die Produktion erhöhen, heisst es bei der Jura Cement AG. Dafür sei bereits eine zusätzliche Person eingestellt worden.

Sollte man Plastik nicht wiederverwerten statt verbrennen? Die Jura Cement lobt ihren ökologischen Effort. Doch wäre Recycling für Plastik nicht viel besser? Ja, die Wiederverwertung sei natürlich die beste Option, heisst es auf Anfrage bei Swiss Recycling, der Dachorganisation der Recyclingbetriebe.

Wenn das aber nicht möglich ist, wegen fehlender Kapazitäten oder weil ein Kunststoff fürs Recycling nicht geeignet ist, dann sei eine Verbrennung zur Energiegewinnung die zweitbeste Lösung. Eine solche thermische Verwertung zum Beispiel im Zementwerk sei immer noch besser als ein reines Entsorgen auf einer Deponie zum Beispiel.

Frau legt Sack mit Plastikabfällen in einen Gitterkasten
Legende: Für die Zementindustrie sind nur industrielle Plastikabfälle relevant. Keystone

Landet mein Plastikmüll aus dem Haushalt nun im Zementofen? Nein. Die Plastikabfälle, welche im Haushalt in speziellen Sammelsäcken gesammelt werden, dürfen nicht im Zementwerk verbrannt werden. Das verbietet das Gesetz.

Hier kann zwar in der Regel auch nicht der gesamte Plastikabfall recycelt werden, der Rest landet aber in der normalen Kehrichtverbrennung, wo aus der Verbrennung meistens ebenfalls Energie gewonnen wird. Im Zementwerk verwendet man industrielle Kunststoffabfälle, die zum Beispiel in der Verpackungsbranche anfallen.

SRF1, Regionaljournal Aargau Solothurn 12:03 Uhr ; 

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