Ein Morgen bei «Tischlein deck Dich» in Seewen. Für Leute, die mit wenig leben im Kanton Schwyz ist ein Besuch hier fast wie Weihnachten. Einmal pro Woche können sich die rund 60 Bezüger hier mit Produkten eindecken, die sie sich im normalen Laden nicht leisten könnten.
So wie eine junge 31-jährige, die lieber anonym bleiben möchte. Sie lebt mit ihren beiden Söhnen von der Sozialhilfe: «Ich lebe von 1800 Franken pro Monat. Die Wohnung bekomme ich bezahlt. Aber mit den 1800 Franken bezahle ich die Krankenkasse, die restlichen Versicherungen, das Essen, die Kleider und was meine Söhne sonst noch brauchen. Klar, das ist wenig, sehr wenig. Aber ich bin zufrieden.»
Schwyz kürzt die Sozialhilfe um 10 Prozent
Diese junge Frau ist eine von rund 2300 Personen, die im Kanton Schwyz von der Sozialhilfe leben – ein Drittel davon sind Kinder und Jugendliche. Von diesem Jahr an müssen sie mit zehn Prozent weniger Sozialhilfe leben, mit weniger Prämienverbilligung bei der Krankenkasse. Einige der Massnahmen, mit denen der Kanton sparen will.
Der Sozialarbeiter Stefan Horvath leitet die Abgabestelle von «Tischlein deck Dich» in Seewen. Er sagt, die Nachfrage der Bezugskarten werde immer grösser und erklärt warum: «Schon vor etwa zehn Jahren kürzte der Kanton bei den Leistungen für die sozial Schwächsten. Und nun schon wieder. Die Leute leben teilweise in äusserst schwierigen Verhältnissen.»
Schwyz spart bei Jugendlichen ohne Lehrstelle
Bis vor knapp einem Jahr wurden Jugendliche mit Problemen – Jugendliche aus schwierigen Familienverhältnissen oder mit Suchtproblemen etwa – von einem sogenannten Case Manager betreut. Jemandem, der gute Kontakte hat in die Wirtschaft und diesen Jugendlichen helfen kann, eine Lehrstelle zu finden.
Als einziger Kanton der Schweiz hat Schwyz diesen Posten, der rund 100‘000 Franken gekostet hat, aber gestrichen. Isabelle Lenggenhager vom Jugendbüro March kann diesen Entscheid nicht nachvollziehen: «Etwa fünfzig Jugendliche im Kanton bräuchten einen solchen Case Manager. Man muss sich doch überlegen, was man nun einspart. Und was es kostet, wenn ein Jugendlicher mit 19 Jahren bei der Sozialhilfe landet und aller Wahrscheinlichkeit auch dort bleibt.»
Bürgerliches Parlament tut sich schwer mit Steuererhöhungen
Der Kanton Schwyz hat mit Steuersenkungen viele Vermögende angelockt. Nirgends ist die Dichte an Multimillionären so gross wie hier. Seit Jahren plagen den Kanton Defizite.
Zwar hat das Kantonsparlament vor rund einem Monat den allgemeinen Steuerfuss erhöht (um 25 Prozentpunkte auf neu 145 Prozent) – aber nicht so sehr, wie sich die Regierung das gewünscht hätte.
Der von der Eidgenössischen Finanzverwaltung publizierte Steuerausschöpfungsindex 2015 zeigt: Kein Kanton verlangt von seinen Steuerpflichtigen durchschnittlich weniger Steuern als der Kanton Schwyz.
Dennoch tut sich die bürgerliche Mehrheit im Parlament schwer mit höheren Steuern und will lieber sparen. «Mit höheren Steuern riskieren wir, dass reiche Steuerzahler abwandern in andere Kantone. Den Ausfall, der dadurch resultiert, würde den Mittelstand empfindlich treffen», so Adrian Föhn, SVP-Kantonsrat.
Umdenken in der Bevölkerung
Beobachter nehmen aber in der Bevölkerung ein Umdenken wahr. So hat sich die Gemeindeversammlung von Schwyz Anfang Dezember für höhere Steuern ausgesprochen.
Und auch die Leute auf der Strasse, die «Schweiz aktuell» befragt, reden Klartext. Hansruedi Hubli aus Illgau: «Es ist gut, wenn man das Geld nicht mit beiden Händen ausgibt. Aber ein Minimum an Leistungen muss der Kanton der Bevölkerung bieten.»
SchweizAktuell, 19 Uhr