Im 600-Seelen Dorf Gurtnellen wird «chärbet». Die Artikulation des «R» passiert im Gaumen und nicht durch das Vibrieren der Zungenspitze, wie sonst in der Zentralschweiz üblich. «Das Chärben könnte ursprunglich durch eine motorische Unfähigkeit entstanden sein und wurde dann innerhalb der Familien durch Sprachimitation weitergegeben», sagt Felix Aschwanden, Autor des Urner Mundartwörterbuchs. Besonders in Gurtnellen Dorf und etwas weniger in Gurtnellen Wiler würde noch gechärbt, aber es sei bedeutend weniger verbreitet als noch vor Jahrzehnten, sagt Aschwanden.
Stolz aufs Chärben
Die Gurtnellerin Rita Brunner-Baumann ist auf ihren Dialekt stolz und auch darauf, dass ihre Kinder diese Besonderheit übernommen haben. «Früher wusste man im Unterland sofort, dass ich vom Gurtneller Berg komme», sagt Rita Brunner. Heute würden vor allem die älteren Einheimischen noch ausgeprägt chärben, die jüngeren würden sich teilweise genieren und deshalb das «andere» R brauchen.
Kein Sprachfehler
Der Urner Logopäde Heinz Furger sagt, dass sowohl das hintere als auch das vordere R absolut korrekt seien. «Ich finde sogar das Gaumen-R eine gepflegtere Ausspracheform als das harte, vordere R», meint Furger. Auf gar keinen Fall sei das Chärben ein Sprachfehler.
Chärben verschwindet allmählich
In Gurtnellen rede nur noch jedes dritte Kind mit dem ortsüblichen Gaumen-R, stellt der Logopäde Heinz Furger aufgrund seiner Untersuchungen fest.
Die Dialekte vermischen sich und verwässern. «Es kann gut sein, dass das Chärben im Kanton Uri sukzessive verschwindet und bald nur noch ein Eintrag im Mundartwörterbuch ist», meint der Autor und Mundartkenner Felix Aschwanden.