Diese Lady war gar nicht ladylike: Die 1858 in der Nähe von London geborene Ethel Smyth war nicht nur Komponistin – in einer Zeit, als Komponieren noch als Männersache galt – sie war auch eine militante Frauenrechtlerin, sass deswegen auch schon mal im Gefängnis und war offen lesbisch.
Das Luzerner Theater erinnert nun an die weniger bekannte Komponistin mit der Oper «The Boatswain’s Mate». Die Aufführung im UG ist eine Koproduktion mit der Hochschule Luzern Musik.
Im Zentrum der Oper steht Victoria Waters, die Wirtin einer Matrosenkneipe. Sie wird von Bootsmann Harry umworben, weist ihn aber beharrlich ab. Um ihr zu zeigen, dass sie seinen männlichen Schutz braucht, wirbt er den ehemaligen Soldaten Ned an.
Dieser soll sich als Einbrecher verkleiden, zum Schein bei ihr einbrechen und sich von Harry verjagen lassen. Doch Victoria Waters stellt den Eindringling selbst und die beiden verlieben sich ineinander.
Präzise Charakterzüge
Dass man im UG des Luzerner Theaters gern dran bleibt an dieser Geschichte, liegt in erster Linie am jungen, dreiköpfigen Gesangsensemble. Anna Kovach, Tobias Hächler und Alexandre Beuchat zeigen eine hervorragende Leistung. Sie zeichnen die unterschiedlichen Charakterzüge der Hauptpersonen sehr präzise und überzeichnen diese auch an den richtigen Stellen.
Der zweite Grund, warum einen die Oper packt, ist der eigenwillige Zugriff der Inszenierung. Sie geht relativ frei mit dem Stoff um und nimmt Lieder aus späteren Zeiten hinzu, die die Musik von Smyth ideal ergänzen.