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Zentralschweiz «Das Wichtigste sind die Betten, alles andere kommt nachher»

Ab Mitte November eröffnet im ehemaligen Motel Pilatusblick ein Asylzentrum für 70 Kinder und Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren. Weil der bisherige Unterbringungsort in Emmenbrücke aus allen Nähten platzt, erhalten die Minderjährigen in Kriens ein eigenes Zentrum und eine bessere Betreuung.

Im Grossen und Ganzen sieht das ehemalige Motel noch gleich aus wie zu der Zeit, als noch Gäste ein- und ausgingen. Trotzdem muss noch viel gemacht werden: Da und dort müssen noch Kabel verlegt werden oder eine zusätzliche Türe eingebaut werden, sagt der künftige Leiter, Patrick Klausberger: «Das Wichtigste sind die Betten in allen Zimmern, die Elektrizität und das Wasser. Das läuft soweit, alles weitere kommt dann je nach Bedarf später.

In erster Linie pubertierende Jugendliche

Mit dem neuen Zentrum sollen nicht bloss zusätzliche Unterbringungsplätze geschaffen werden, sondern auch eine Betreuung, welche auf die Bedürfnisse und Sorgen der 12- bis 16-Jährigen zugeschnitten sei, erklärt Klausberger: «Das sind in erster Linie Jugendliche, die sich in der Pubertät befinden. Hinzu kommen aber auch ihre teils heftigen Erlebnisse, die sie meist auch im Alltag belasten.»

Schule im Zentrum verzögert sich

Im neuen Asylzentrum soll auch eine Schule unterkommen. Dieser Plan verzögere sich aber durch die neue Betreuung der Asylsuchenden durch den Kanton Luzern und die relativ kurzfristige Bewilligung des neuen Zentrums. Deshalb würden die Minderjährigen bis im Januar 2016 weiterhin im Luzerner Hirschpark und in bei der Caritas in Littau zur Schule gehen.

Austausch mit Nachbarn erwünscht

In Kriens werden rund um die Uhr immer mindestens zwei Betreuungspersonen vor Ort sein, in der Nacht gibt es einen zusätzlichen Sicherheitsdienst. Wegen der Nähe zu Wohnhäusern und einer Schule war die Sicherheit war im Vorfeld der Zentrumseröffnung ein heiss dikutiertes Thema.

Dass sich nicht alle über die neuen Bewohner des Motels freuen, ist auch Klausberger bewusst: «Wenn etwas fremd ist, sind Ängste normal. Wir wollen aber ein offenes Verhältnis mit der Nachbarschaft pflegen und ich bin überzeugt davon, dass sich diese Ängste mit der Zeit auflösen werden.»

Theaterkurse und Fussball

Neben den negativen Rückmeldungen gab es aber auch ein grosses positives Echo. So hätten zahlreiche Krienserinnen und Krienser ihre Unterstützung mit Deutschunterricht, Theaterkursen oder Fussballtrainings beim SC Kriens angeboten: «Wir waren fast etwas überwältigt von den zahlreichen Angeboten, wir werden diese natürlich sehr gerne annehmen.»

Uri setzt auf Pflegefamilien - Regierungsrat Züst hilft selber mit

Die Kantone müssen die Unterbringung von minderjährigen Flüchtlingen selber organisieren. Deshalb machen es auch nicht alle gleich.

Im Kanton Uri beispielsweise werden alle unter 16-Jährigen bei Pflegefamilien untergebracht. In Uri sind es zurzeit aber auch nur drei. Bei einer so geringen Anzahl lohnt es sich nicht, ein eigenes Zentrum zu eröffnen.

Als Pflegefamilie im Einsatz sind auch der Urner SP-Regierungsrat Markus Züst und seine Frau. Sie haben einen 15-jährigen Flüchtling aus Afghanistan bei sich zu Hause aufgenommen.

Eine anspruchsvolle Aufgabe, wie sie sagen, die auch viel Arbeit mit sich bringe. Diese Aufgabe könne man nicht einfach aus Mitleid auf sich nehmen, sagt Christa Züst: «Man muss Freude daran haben und man muss die Herausforderung sehen.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 17.30 Uhr.

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