Im Sommer 1629 regnet es tagelang, der Lauibach in Giswil (OW) wird zu einem tobenden Fluss und tritt aus seinem Bett. Schwemmholz, Schlamm und Geröll ergiesst er über den Dorfkern und verwüstet auch die alte Kirche. Unholde müssten das Wasser gegen die Kirche getrieben haben, schreibt der damalige Pfarrer in seinen Augenzeugenbericht. Dies ist der Beginn des ersten Höhepunkts der Hexenverfolgung in der Innerschweiz.
33 Giswiler, Frauen, Männer und besonders auch viele Kinder werden als Unholde, als Hexen verfolgt. Im Hexenturm im Kantonshauptort Sarnen wurden sie eingekerkert und verhört, erzählt der Giswiler Lokalhistoriker Ludwig Degelo. „Man wollte von ihnen hören, dass sie Kontakt zum Teufel hatten und dass sie zum Hexensabbat gefahren sind. Die Leute wurden so lange verhört und auch gefoltert, bis sie sogar eigene Familienmitglieder beschuldigten.“
Kurzer Prozess für Beschuldigte
Nach kurzen, unfairen Prozessen werden 33 Menschen aus Giswil hingerichtet, öffentlich, auf dem Richtplatz in Sarnen. „Es ist ein einmaliges Ereignis in der Innerschweiz, dass man in einer Gemeinde so viele Leute nach einem einzigen Schadensereignis als Hexen umgebracht hat.“, beurteilt Ludwig Degelo. Es ist wohl das schwärzeste Kapitel in der Giswiler Dorfgeschichte. Und dieses wird diesen Sommer in einem Freilichttheater wieder in Erinnerung
Die rund 35 Laienschauspielerinnen und -schauspieler des Theaters Giswil proben im Moment das Stück über die Hexenverfolgung, das sie ab Ende Monat in der Naturkulisse des Lauibachs aufführen. Das Thema ist unerwartet aktuell: Mobbing, die Ausgrenzung von andersartiger Menschen gibt es noch heute. Und auch der Lauibach, das Wasser ist fürs Dorf Giswil ein Jahr für Jahr präsentes Thema.