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Zentralschweiz Ein wuchernder Opferstock für Beromünster

Das Künstlerpaar Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger haben für den ehemaligen Landessender Beromünster einen Opferstock geschaffen. Geld wird nicht gespendet, dafür Kunstdünger.

Landwirtschaft, Fruchtbarkeit und die katholische Kirche, garniert mit einer Prise Radio. Das alles thematisiert und vereint das Kunstwerk «Opferstock» von Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger im KKLB Beromünster. Die beiden international gefragten Künstler haben für die Ausstellungsräume im ehemaligen Landessender eine Arbeit geschaffen, die sich mit der näheren Umgebung auseinandersetzt, aber auch auf dem Grat zwischen Natur und Künstlichkeit wandelt.

Seit einigen Jahren setzen sich die beiden Künstler mit der Frage auseinander, wo die Natur aufhört und die Künstlichkeit beginnt. Sie arbeiten dabei unter anderem mit Harnstoff, einem Kunstdünger, der vor rund 200 Jahren erstmals hergestellt werden konnte. «Harnstoff war die erste organische Substanz, die künstlich produziert werden konnte», sagt Jörg Lenzlinger. Als das gelang, wurde geglaubt, man habe den Schlüssel zur Schaffung von künstlichem Leben in der Hand.

Kunstwerk soll wachsen

Steiner/Lenzlinger arbeiten bei ihren Skulpturen regelmässig mit Kunstdünger. Dieser wird als gesättigte Lösung über das Kunstwerk geleert. Sobald das Wasser verdampft, kristallisiert der Dünger zu bizarren, korallenartigen Gebilden, die im Laufe einer Ausstellung wachsen. Fünf Jahre lang wird die Skulptur im KKLB dafür Zeit haben. Der Betrachter, der den Kunstdünger mit einer Suppenkelle über den Opferstock leer, wird mit dieser Handlung zum Schöpfer, bringt aber auch ein Opfer dar und wird so zu einem zentralen Element der Arbeit.

Im Kunstdünger sehen die in Ettiswil aufgewachsene Gerda Steiner und ihr Partner Jörg Lenzlinger auch eine Verbindung zur Landwirtschaft, die rund um das KKLB mit grünen Feldern und weidenden Kühen präsent ist. Der turmförmig aufgebaute Opferstock aus Ästen, Zweigen, künstlichen Blumen und anderem Krimskrams erinnert in der Form an den Sendeturm des Landessenders. Radio Beromünster ist auch an den Wänden des Ausstellungsraums präsent. Grüne Linien zieren diese, zunächst verschnörkelt später immer gleichmässiger und symmetrischer. Diese Linien symbolisieren die im Stile des Rokoko erbaute Stiftskirche von Beromünster, in der symmetrischen Form die vom Sendeturm ausgestrahlten Radiowellen. Die Künstler verbinden auf diese Weise mit wenigen Strichen den Stiftsbezirk mit dem Radiosender und schlagen so einen Bogen zwischen zwei den Ort Beromünster prägenden Elementen.

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