Oetterli hat fast sein ganzes Berufsleben bei Schindler verbracht. Der kontinuierliche Aufstieg des studierten Betriebswirts begann vor mehr als 20 Jahren in der Buchhaltung des Konzerns. Danach war Oetterli unter anderem Finanzchef von Schindler Deutschland, Chef von Schindler Schweiz, leitete als Konzernleitungsmitglied den Bereich Europa-Nord und war seit 2013 für das China-Geschäft verantwortlich.
In China ist alles gross
In dieser Funktion lebte der ehemalige Goalie des SC Kriens drei Jahre in Schanghai. Das Land sei schon beeindruckend, sagt Oetterli. «In China ist einfach alles gross: die Autobahnen, die Häuser und das Tempo der Veränderungen.» China ist für den Lift- und Fahrtreppenbauer Schindler der wichtigste Absatzmarkt. Sechs von zehn Neuanlagen werden in China montiert. Deshalb sei es sicher kein Nachteil, dass er als neuer CEO den Geschäftsbereich China gut kenne.
Mit Fingerspitzengefühl für Angestellte und Kundschaft
In China Geschäfte zu machen sei nicht besonders schwierig, sagt Oetterli. Es brauche dazu die gleichen Fähigkeiten, die auch für die Führung eines Grosskonzerns nötig seien. «Wichtig ist, dass man sich auf die Leute einlässt, ihnen zuhört und Beziehungen pflegt». Diese Beziehungspflege kann allerdings Stehvermögen abverlangen. Im Reich der Mitte werden Geschäfte oft mit Essen verbunden. Man verbringe so Zeit in der Gesellschaft der Geschäftspartner und baue eine persönliche Beziehung auf. «Es kommt schon vor, dass man sich durch ein Menü mit 20 Gängen essen muss.»
Auch im Unternehmen will Oetterli als CEO mit Kunden und Mitarbeitern im Gespräch bleiben. «Man muss ein Gespür für ihre Anliegen haben.» Am einfachsten bekomme man das, wenn man raus gehe. «Wenn man den Puls nicht fühlt, besteht die Gefahr, falsche Entscheidungen zu treffen.»
Global aufgestellt und stets im Wandel
Der Schindler-Konzern ist mit 57'000 Angestellten und Vertretungen in 100 Ländern global aufgestellt. Trotzdem spricht Oetterli im Gespräch immer wieder von der Schindler-Familie. Das Unternehmen ist aber auch einem harten Wettbewerb ausgesetzt und einem steten Wandel unterworfen. Aktuell sei die Digitalisierung der Industrie ein grosses Thema und beschäftige den Konzern stark, sagt Oetterli. Zum steten Wandel gehört auch, dass Schindler in China Fabriken bauen will, um dort zu produzieren, wo der Markt ist. Für das Stammhaus in Ebikon heisst das, dass nur noch Spezialanfertigungen hergestellt werden, die ganz besonderes Fachwissen verlangen.