Als noch nicht 20-jährige Frau hat Johanna von Orléans die Mission, Frankreich im Kampf gegen England im 100-jährigen Krieg des 15. Jahrhunderts anzuführen. Ihren Auftrag will sie von göttlichen Stimmen erhalten haben. Auf dem Schlachtfeld gewinnt sie zwar, später wird sie aber verraten, gefangen genommen und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
Regisseurin Sabine Auf der Heyde liess sich für ihre Inszenierung dieses Stoffs von verschiedenen Büchern über Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Orléans, inspirierien. In einem davon, einem Roman von Felicitas Hoppe, befasst sich eine Studentin mit Johanna.
Vier Studentinnen
Im Luzerner Theater stellt Ann Heine für «Johanna!» deshalb einen Hörsaal auf die Bühne. Vier Studentinnen (Daniela Britt, Jeanne Devos, Wiebke Kayser und Juliane Lang) schlüpfen abwechlungsweise in die Rolle Johannas und der anderen Protagonisten. Zuoberst sitzt Jacob Suske, der die sphärische Musik beisteuert.
Er gibt aber auch der katholischen Kirche eine Stimme, die Johanna wieder und wieder verhört. Warum hat sie so gehandelt, welche Stimmen hat sie gehört, warum trug sie Männerkleidung? Das Verhör ist eine Art Folter, der noch handfestere Formen folgen werden.
Johanna und Anders Breivik
Beklemmend sind auch die Einspielungen anderer Zeitgenossen, die ebenfalls gegen Gesetz und Vorschriften handelten – im unbedingten Glauben, das Richtige zu tun. Zu Wort kommen die Whistleblower Edward Snowden und Bradley Manning – aber auch der Attentäter Anders Breivik, der in Norwegen 77 Menschen tötete.
Wer war Johanna von Orléans wirklich und was bedeutet ihre Geschichte heute? Wo hört der Glaube auf, wo beginnt die politische Instrumentalisierung eines Mythos? Klare Antworten sind im Luzerner Theater nicht zu haben. Doch das Schauspiel «Johanna!» stellt interessante und spannende Fragen.