Von den insgesamt 30 Urner Richterinnen und Richtern, die sich am 8. März zur Wahl stellen, sind die meisten Laien wie es Christine Rufener Santschi war. Sie hat aus beruflichen Gründen demissioniert. Die 58jährige Agenturleiterin einer Krankenkasse wurde vor vier Jahren Oberrichterin in der Verwaltungsrechtlichen Abteilung. Als Laie sei sie für das Richteramt nicht schlechter qualifiziert als Juristen, sagt Rufener. «Wir haben Lebenserfahrung, berufliche oder politische Fachkenntnisse und werden in rechtlichen Fragen von den Mitarbeitern des Gerichts unterstützt.» Die Urteile würden aber immer von mehreren nebenamtlichen Laienrichtern zusammen mit einem vollamtlichen Gerichtspräsidenten gefällt.
Hobbyjuristin geworden
Das Richteramt sei mit einigem Aufwand verbunden. Für die Gerichtsverhandlungen, die alle zwei Wochen stattfinden, müsse sie Akten studieren und sich gut vorbereiten. «Man lernt bei dieser Arbeit zwangsläufig viel über Recht und wird zur Hobbyjuristin.» Trotzdem sei dieses Wissen nicht mit demjenigen eines Juristen mit Masterabschluss zu vergleichen.
Herz ausschalten
Auf die Frage, ob das Recht auch immer gerecht sei, sagt Christine Rufener: «Ich bin auch Mutter, Ehefrau und Versicherungsfachfrau. Manchmal habe ich mich schon gefragt, weshalb eine Person, über die man urteilt, nicht erhört wird oder weshalb sie nicht Recht bekomme.» Am Ende müsse sich das Gericht aber auf das Recht und die Fakten stützen. Das Herz dürfe beim Urteil nicht mitentscheiden.
Regionaljournal Zentralschweiz; 17:30 Uhr