«Englisch ist für uns ganz wichtig. Und die weltoffene Art der Kommunikation in mehreren Sprachen.» So begründet der Börsenhändler Franz-Peter Steiner den Entscheid, seinen Sohn auf die Pfäffikoner Privatschule «Obersee Bilingual School», kurz OBS, zu schicken.
Auch der Sohn der Kauffrau Patricia Schluep geht auf die OBS. Sie entschied sich für die Privatschule als ihr Sohn die 5. Klasse der öffentlichen Volksschule besuchte: «Die Umstände an der öffentlichen Schule waren damals schwierig. Sehr viel drehte sich um Konfliktbewältigung. Da fanden wir, jetzt müssen wir etwas für unseren Sohn tun und handeln.»
Privatschule nimmt nicht jede und jeden
Die OBS in Pfäffikon ist die grösste Privatschule im Kanton Schwyz und unterrichtet nach dem schweizerischen Lehrplan. Momentan betreut sie 408 Kinder, vom Babyalter bis zum 9.-Klässler. In der Obersee Bilingual School wird konsequent zweisprachig gesprochen, Englisch und Deutsch. Sei es in der Kinderkrippe oder in den Schulklassen.
Ruth Kopp, Leiterin der Primarschule der OBS erklärt gegenüber «Schweiz aktuell»: «Wir haben ganz klare Aufnahmekriterien was das Leistungsniveau, die Persönlichkeit und das Sprachniveau der Schüler betrifft. Das schauen wir bei jeder Familie individuell an.»
Grosse Nachfrage trotz hohem Preis
Das Schulgeld an der OBS beträgt bis zu 27‘000 Franken pro Jahr und Kind. Mit diesem Angebot scheint die OBS in den Steueroasen Wollerau, Feusisberg und Freienbach goldrichtig zu liegen. Denn die Schule platzt aus allen Nähten. Deshalb ist in der Nachbargemeinde Wollerau ein Neubau für über 30 Millionen Franken geplant. Dort sollen in Zukunft bis zu 600 Kinder betreut und auch die Matura angeboten werden können. Damit nicht genug. Auch eine zweite Privatschule plant einen Neubau im Bezirk: Die Swiss International School will in Pfäffikon eine Schule für 300 Schüler bauen. Dieses Projekt ist im Moment jedoch durch Einsprachen blockiert.
Der Boom der Privatschulen bringt die öffentlichen Schulen unter Druck. Alleine in der Gemeinde Wollerau besuchen 100 von 467 Primarschülern eine Privatschule. Deshalb organisierten die Schulen im Bezirk Höfe kürzlich einen ersten gemeinsamen Tag der offenen Schulen, um so die Eltern von der Qualität der öffentlichen Schulen zu überzeugen. Weitere Veranstaltungen sollen folgen.
Regierung in die Pflicht nehmen
Doch solche Aktionen und vermehrtes Marketing reiche nicht, findet Marco Casanova, Gemeinderat und Schulpräsident von Wollerau. Er verlangt zusätzliche Unterstützung vom kantonalen Bildungsdirektor: «Wenn es um Problemkinder geht, hilft uns der Kanton zwar. Doch wo wir uns mehr Unterstützung wünschen, um gegen die Privatschulen zu bestehen, ist bei den besonders förderungswilligen und förderungsfähigen Schülern.»
So sollen zum Beispiel an der Oberstufe für die besten Schüler zweisprachige Schulklassen, Deutsch und Englisch, möglich werden. Ob das reicht, um dem Boom der Privatschulen Einhalt zu gebieten, scheint fraglich.
Schweiz Aktuell, 23.03.2015