Auf der Baustelle Hofstetterfeld in Sursee entstehen bis im Sommer 2016 noch drei Gebäude mit total 58 Eigentums- und Mietwohnungen. In den letzten Monaten wurden auf dem Areal an der Grenze zur Gemeinde Schenkon bereits mehrere Wohnhäuser fertiggestellt und bezogen.
Am Montag machte nun die Sendung «Schweiz aktuell» von Fernsehen SRF angebliche Lohndrückereien auf der Baustelle publik. Rund ein Dutzend Arbeiter aus Polen sollen während Monaten nicht den versprochenen Lohn erhalten haben. Die Vorwürfe, welche Giuseppe Reo, Sekretär der Unia Zentralschweiz erhebt, sind happig:
- Statt der versprochenen 4800 Franken Monatslohn hätten die Arbeiter nur zwischen 1200 und 1600 Franken erhalten.
- Ausserdem hätten die Arbeiter in grossem Umfang Überstunden geleistet, für die sie nicht bezahlt worden seien.
- Über ein kompliziertes Subunternehmerkonstrukt seien die Betroffenen als Scheinselbstständige auf der Baustelle beschäftigt.
- Die Frutiger AG, die sowohl Generalunternehmung wie auch beteiligte Baufirma sei, habe seit Monaten von den Unregelmässigkeiten gewusst, habe diese aber nicht unterbunden.
Generalunternehmung reagiert
Die betroffene Generalunternehmerin, die Frutiger AG mit Hauptsitz in Thun, weiss nach eigenen Angaben erst seit Montag von den angeblichen Unregelmässigkeiten. Am Dienstagnachmittag suchte sie nun das Gespräch mit der Gewerkschaft Unia.
Matthias Gautschi, Mitglied der Frutiger-Geschäftsleitung, zeigte sich verhandlungsbereit: «Die Gewerkschaft forderte von uns, dass wir als Absicherung 200'000 Franken auf ein Sperrkonto überweisen. Wir erhöhen den Betrag auf 250'000 Franken. Das Geld würde für Zahlungen verwendet, sollten sich die Vorwürfe wegen Lohndrückerei erhärten.»
Am Mittwoch soll nun eine erste grosse Verhandlungsrunde stattfinden. Von deren Ausgang ist auch abhängig, wann die Unia die Baustelle Hofstetterfeld wieder freigibt.
Gleichzeitig geht die Frutiger AG zusammen mit Vertretern der Berufsverbände selbst den Vorwürfen nach. «Wir fordern von den beauftragen Unternehmern Belege zu den ausbezahlten Löhnen», so Gautschi weiter.
Der Trick mit dem Lohn-Dumping
Der Lohndumping-Trick ist simpel: Auf der Lohnabrechnung steht, dass das Geld «auf Wunsch der Arbeiter» bar auf die Hand ausbezahlt werde. So gibt es keine Belege und die Arbeiter können sich nicht richtig wehren.
Falls sie den Betrug nach einigen Monaten realisieren, werden sie ausgetauscht. Sie müssen zurück in ihre Heimat und werden ersetzt durch neue Arbeiter – angestellt nach demselben Muster. Gegenüber «Schweiz aktuell» von Fernsehen SRF bestätigten mehrere Arbeiter dieses Vorgehen.