Rein rechtlich gesehen war das Überstreichen der Wandbilder in der ausgedienten Spital-Kapelle kein Problem: Die Bilder aus dem Jahr 1938, die den Leidensweg Jesu zeigten, waren nicht geschützt. Die Kapelle wird zudem ohnehin in etwa zwei Jahren abgebrochen.
Bis dann soll der Raum noch für die Asylsuchenden genutzt werden, die im alten Spital untergebracht sind. Um einen freundlichen, hellen Aufenthaltsraum zu schaffen, wählte die Regierung nach Ansicht vieler Kantonsräte aber den völlig falschen Weg.
«Unsensibles Vorgehen»
Die Regierung ordnete an, die Bilder mit weisser Farbe zu übermalen. Ansonsten wäre der Raum zu düster gewesen, argumentierte Baudirektor Urs Hürlimann (FDP) in der Debatte. «Es ging uns niemals darum, christliche Symbole zu entfernen, weil man diese Asylsuchenden nicht zumuten könnte», sagte er weiter. Man habe nur einen pragmatischen und kostengünstigen Weg gewählt.
Pragmatismus könne aber auch ins Unsensible kippen, waren sich zahlreiche Kantonsrätinnen und Kantonsräte einig. Christliche Symbole dürfe man nicht einfach entfernen.
Die Bilder seien in einer Nacht- und Nebelaktion übertüncht worden, kritisierte der CVP-Vertreter. Man erwarte, dass die Regierung künftig sensibler mit solch heiklen Themen umgehe. Für die SVP wiederum war das Übermalen der Leidensgeschichte Christi ein «exemplarisches Beispiel, das zeigt, wie man mit unserem Erbe umgeht».
Die Alternative - die Grünen (ALG) befürchten, dass das Ganze negativ auf die Flüchtlinge zurückfallen könnte. Es sei die Wirkung entstanden, dass diesen Menschen keine christliche Symbole zugemutet werden könnten. Dabei hätten die Flüchtlinge das Übermalen ja gar nicht verlangt.