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Zollstelle in Aarau Päckli-Kontrolle in der wichtigsten Zollstelle des Mittellandes

Rund zwei Milliarden Franken Zolleinnahmen kamen 2016 im Aarauer Zollinspektorat zusammen, damit ist diese Zollstelle eine der wichtigsten im Mittelland. Die Beamten hier sind für Vieles zuständig, was in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist. Und bei Kontrollen finden sie immer mal wieder Skurriles.

«Aarau ist eine potente Zollstelle», sagt Zollkreisdirektor Heinz Engi zu Radio SRF. Zu seinem Zollkreis gehört der Aarauer Ableger und er weiss um die Bedeutung des Standorts. Im Jahr 2016 kamen hier rund zwei Milliarden Franken an Zolleinahmen zusammen: Ob Mehrwertsteuern, Zollgebühren, Auto-, Mineralöl- oder Tabaksteuern, in Aarau werden diverse Güter abgewickelt.

Historischer Ursprung

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Die Aarauer Zollstelle ist historisch gewachsen und geht zurück auf die Zeit als der Gütertransport vom Fuhrwerk auf die Eisenbahn verlagert wurde. Damals, um 1874, gab es in Aarau schon ein sogenanntes Niederlagshaus der SBB, hier wurden Zollgüter deponiert. Daraus entwickelte sich im Lauf der Jahre das Aarauer Zollinspektorat.

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Der Zoll geht zu den Unternehmen – nicht umgekehrt

Im Aarauer Zollinspektorat arbeiten 75 Personen. Sie sind für ein Gebiet von den Alpen bis zum Jura verantwortlich und sie wickeln die Importe von zahlreichen Unternehmen und Spediteuren ab. Vieles geschieht heute am Computer, der Zoll ist digital. Die Zollbeamten kontrollieren die Papiere von Lieferungen. Bei Beanstandungen sperren sie eine Lieferung und rücken aus zur genaueren Kontrolle.

Die abgewickelten Güter kommen über die Strasse, die Bahn oder auch per Flugzeuge via Zürich oder Basel in die Schweiz. Zur Verzollung müssen sie jedoch längst nicht mehr direkt nach Aarau kommen. Heute geht der Zoll zu den Unternehmen, nicht mehr umgekehrt wie früher. Für die Wirtschaft ist das wichtig, im alten System wären lukrative und pünktliche Liefergeschäfte kaum mehr möglich.

Die wichtigsten Arbeiten erledigen die Unternehmen selber. Sie füllen Fracht- und Deklarationspapiere aus, sind quasi eigene Zollstellen. Das Aarauer Inspektorat kümmert sich dann hauptsächlich um die Kontrollen.

Per Internet kann man alles bestellen

Neben der Verzollung von Importen kümmert sich die Aarauer Zollstelle auch um die Kontrolle im Paketverkehr. Seit der Online-Handel immer mehr zunimmt, nimmt diesbezüglich auch die Arbeit der Zollbeamten zu. «Es gibt nichts, was man nicht finden kann. Heute kann man einfach alles bestellen», sagt Ralf Pelli, der Leiter der Zollstelle Aarau.

Ralf Pelli
Legende: Seit vielen Jahren ist Ralf Pelli der heutige Leiter der Aarauer Zollstelle schon im Schweizer Zollwesen tätig. Stefan Brand/SRF

Seine Leute versuchen mit Stichproben zu kontrollieren, dass nichts Gefährliches oder Verbotenes zum Beispiel beim Kurierdienst in die Schweiz gelangt. «Medikamente ohne oder mit falschen Wirkstoffen, Drogen, Waffen oder Dopingmittel; wir suchen Sachen, die Leben gefährden können», sagt Zollchef Pelli.

Das Bauchgefühl der Zöllner entscheidet

Bei einer Kontrolle vor Ort zeigt sich, wie viel Arbeit der Zoll hat. Per Zufall suchen sich die Beamten eine Paketlieferung des Logistikkonzerns TNT aus. Sie informieren das Unternehmen und machen sich auf den Weg. Der Inhalt des fraglichen Lastwagens – hunderte Pakete in allen Formen und Grössen – werden im Logistikzentrum von den Zöllnern inspiziert.

Dabei spielt das Bauchgefühl eine wichtige Rolle. Haben die Zöllner ein Paket im Auge, kommt es zur Seite und wird kurz darauf geöffnet und der Inhalt kontrolliert. Dabei kommen häufig gewöhnliche, ungefährliche Dinge zum Vorschein – zum Beispiel graue Pullover – aber ab und zu findet sich auch Rätselhaftes oder falsch Deklariertes. Bei solchen Funden leiten die Zöllner weitere Abklärungen ein.

Bei falschen Angaben oder Verstössen gegen Importgesetze treffen die Zollbeamten entsprechende Massnahmen. Von Gebühren der Nachverzollung bis hin zur Meldung an Strafbehörden.

Von der Paketflut des Online-Handels können die Zöllner nur etwa ein Prozent aller Sendungen kontrollieren. Das reiche aber, findet Zolldirektor Heinz Engi: «Die Schweizer sind grundsätzlich ehrlich. Wir setzen die Mittel zielgerichtet ein.» Auch wenn Versandhandel und Online-Bestellungen weiter zunehmen, ist beim Zoll in Aarau kein Ausbau in Sicht.

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