Soll ich mein Knie wirklich operieren? Muss ich tatsächlich Antidepressiva schlucken? In einem Gesundheitssystem, das immer mehr möglich macht, sind Patientinnen und Patienten oft verunsichert. Sie wissen nicht, ob sie sogleich zum Arzt sollen oder ob eine empfohlene Behandlung nötig und auch sinnvoll ist.
Nur der Kaffee kostet
Hier soll das «Café Med» helfen. An zwei Nachmittagen pro Monat beraten zwei Ärztinnen und ein Arzt im Bistro «Chez Marion» am Zürcher Zähringerplatz Menschen bei medizinischen Fragen. Nur die Konsumation kostet, das Beratungsangebot selbst ist gratis.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass man heute bei gesundheitlichen Problemen schnell interveniert.
Initiiert haben das Projekt die Psychotherapeutin Annina Hess-Cabalzar und der Mediziner Christian Hess. Dritte Beraterin ist die ehemalige Leiterin der Frauenklinik im Zürcher Stadtspital Triemli, Brida von Castelberg. All drei wehren sich gegen eine schleichende medizinische Überversorgung und gegen die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens.
Unser Gesundheitswesen lässt den Profis zu wenig Zeit, um auf ihre Patienten einzugehen.
Die drei Mediziner wollen nicht den Hausarzt oder Spezialisten ersetzen. Der Patient könne Ratschläge einholen, entscheiden müsse er dann aber selbst. Oft gehe es einfach darum, Menschen mit gesundheitlichen Problemen vorerst einmal geduldig zuzuhören – in einem Gesundheitssystem, das für jede Behandlungsminute Rechenschaft verlange, hätten Ärzte dafür kaum mehr Zeit.
Wir hören zu und beraten. Entscheiden müssen Patient und Patientin am Ende aber selbst.
Zumeist wollten Patienten nochmals über die Behandlungsvorschläge ihres Arztes nachdenken und reden, um dann «gestärkt und sicherer in den Behandlungsraum zurückkehren» zu können. Mit dem neuen Angebot wolle man niemanden konkurrenzieren. Man biete auch keine Behandlungen an und schreibe keine Rezepte, sobndern weise die Fragestellenden bei Bedarf weiter. Laut den Initianten von «Café Med» begrüssten Mediziner und Spitäler das neue Projekt.