Der Wandel an der Zürcher Bahnhofstrasse hat vor über 20 Jahren begonnen. Traditionsgeschäfte mussten schliessen oder sind weggezogen. Dafür kamen grosse Multikonzerne mit Billigmode oder internationale Luxus-Konzerne aus der Mode- und Uhrenbranche. Nun verschwinden zwei weitere alteingesessene Läden von der Bahnhofstrasse: Das Modehaus Weinberg hört ganz auf, und die Papeterie Landolt-Arbenz zieht nach 140 Jahren um an die Poststrasse beim Paradeplatz. Mitbesitzer Andreas Zimmerli-Landolt erklärt als «Regionaljournal» Wochengast, warum der Wegzug auch eine Chance ist.
SRF News: Andreas Zimmerli-Landolt, was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie das Geschäft an der Zürcher Bahnhofstrasse schliessen?
Andreas Zimmerli-Landolt: Nach dem Frankenschock 2015 ist die Zahl der Kunden und Kundinnen massiv zurückgegangen. Die Bahnhofstrasse verzeichnete einen Rückgang der Frequenz um 30 Prozent. Die Talsohle ist zwar erreicht und es geht leicht aufwärts, aber für uns kommt die Erholung zu spät.
Was ist der Vorteil am neuen Standort an der Poststrasse beim Paradeplatz?
Die Fläche des Ladens ist viel kleiner und stimmt für unser künftiges Angebot. Wir wollen uns neu auf unser Kerngeschäft konzentrieren, wie beispielsweise auf Füllfederhalter in allen Preisklassen, aber auch qualitativ hochstehende Papeterie-Artikel. Dafür sind wir auch international bekannt. Ich sehe den Wegzug von der Bahnhofstrasse deshalb auch als Aufbruch und als Chance für die Zukunft unserer Papeterie.
Die Zürcher Bahnhofstrasse hat sich in den letzten 20 Jahren stark verändert. Nach den Multikonzernen der Billigmode ziehen nun vermehrt Imbissrestaurants an die untere Bahnhofstrasse. Wie beurteilen sie die Entwicklung an der Bahnhofstrasse?
Ich begrüsse es, dass es wieder vermehrt Esslokale an der Bahnhofstrasse gibt. Esslokale und Restaurants haben jahrelang gefehlt und ich habe das immer bedauert. Auf die Modegeschäfte wird sich dies nicht gross auswirken. Die Billigmode wird sich nicht bis zur oberen Bahnhofstrasse ausdehnen. Dort wird sich das Luxus-Segment behaupten können.
Wie sehen die Zürcher Bahnhofstrasse und die Innenstadt in zehn Jahren aus?
Ich sehe die Zukunft positiv. Die Zürcher Innenstadt bleibt attraktiv für die Kundschaft und belebt. Dafür setzt sich auch die Zürcher Stadtregierung ein. Ich gehe davon aus, dass die Shoppingcenter an der Peripherie eher Mühe haben, die Kundschaft zu halten. Aber letztlich sind es die Kundin und der Kunde, die sagen, in welche Richtung sich die Bahnhofstrasse entwickelt. Das Kaufverhalten entscheidet über das Angebot. Die Kundschaft bekommt das, was funktioniert.
Das Interview mit Andreas Zimmerli-Landolt führte Margrith Meier.