Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter mit psychischen Problemen sollen in Zürich unkompliziert Hilfe erhalten. Eine Mehrheit des Gemeinderats hat einen entsprechenden Vorstoss der AL an den Stadtrat überwiesen. Dieser muss nun prüfen, wie der stadtärztliche Dienst ein niederschwelliges Angebot mit psychiatrisch-psychotherapeutischer Beratung und Behandlung von Sexarbeitenden aufbauen und betreiben kann.
Allenfalls auch Therapien via Skype
Das Angebot soll die bereits bestehende ärztliche Beratung bei körperlichen Beschwerden im städtischen Ambulatorium Kanonengasse ergänzen. Da Sexarbeitende oft sehr mobil und in verschiedenen Städten – auch im nahen Ausland – tätig seien, müssten allenfalls auch digitale Therapiemöglichkeiten via Skype in Betracht gezogen werden, so die Forderung.
Auch andere Berufsgruppen haben gesundheitliche Risiken und müssen Behandlungen selber zahlen.
Wie ein Postulant der AL ausführte, sind Sexarbeitende nicht nur hohen körperlichen, sondern auch psychische Risiken ausgesetzt. Gemäss Studien leiden rund die Hälfte aller Prostituierten unter unbehandelten psychischen Störungen, 60 Prozent sind alkohol- oder drogenabhängig. Bis 2015 bot das Zürcher Universitätsspital psychologische Betreuung an; diese Versorgungslücke müsse nun wieder geschlossen werden, meinte die AL.
Bei soviel Geringschätzung im Beruf ist man vermehrt mit psychischen Problemen und Sucht konfrontiert.
Im Rat erhielten die Postulanten Unterstützung von SP, FDP, EVP und Grünen. Nichts von einem Gratisangebot wissen wollte die SVP: Andere Berufsgruppen seien auch psychisch gefährdet und müssten sich selber helfen. Die Grünliberalen anerkannten zwar die besonderen Probleme der Sexarbeitenden, zweifelten jedoch daran, ob man bei soviel Mobilität die notwendige Kontinuität einer Therapie bieten könnte.
Das Postulat wurde schliesslich mit 90 Ja-Stimmen gegen die 31 Nein-Stimmen der eher ungewöhnlichen Allianz von SVP und GLP überwiesen.