SRF: Benno Singer, in den Mitarbeiterbefragungen wurde immer wieder genannt, dass Sie besonders darauf achten, dass die sogenannte Work Life Balance stimmt. Was machen Sie da konkret?
Benno Singer: Wir schauen vor allem die Erreichbarkeit an. Wir haben beschlossen, dass wir am Wochenende und am Abend keine Mails mehr verschicken. Und auch geschäftliche Anrufe soll es nach der Arbeitszeit nicht geben. Das zeigt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass von ihnen auch nicht erwartet wird, 24 Stunden erreichbar zu sein.
Gleichstellung ist demnach für Sie mehr als die Gleichstellung von Mann und Frau?
Es geht um Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Es geht um Familie, Kinderbetreuung, Elternbetreuung, aber auch um Spitzensport, kulturelles oder politisches Engagement. Ich denke, dass alles hat seine Berechtigung und niemand soll sich schämen, der Teilzeit arbeitet.
Teilzeitarbeit scheint in Ihrem Unternehmen wichtig zu sein. Man hört aber immer wieder, dass dies gerade in der Ingenieur Branche schwierig ist, weil man sehr oft an Projekten arbeitet. Weshalb funktioniert es bei Ihnen?
Das ist ein Vorteil, dass man bei uns projektbezogen arbeiten kann. In grossen Projekten ist man nie alleine. Man hat immer ein Team um sich herum. Die Arbeit wird also aufgeteilt. Und bei kleinen Projekt ist man selten voll ausgelastet. Aber es braucht dafür natürlich ein gewisses Vertrauen den Teammitgliedern gegenüber.
Wenn man an Teilzeitarbeit denkt, geht es ja meistens um Frauen. Männer haben häufig weniger Möglichkeiten oder haben Hemmungen. Wie funktioniert das bei Ihnen, wenn beispielsweise ein Familienvater sein Pensum reduzieren möchte?
Bei uns haben auch Männer die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten. Das scheint mir sehr wichtig. Wir können ja nicht nur Frauen einen Teilzeitjob anbieten. Paare wollen sich die Erwerbsarbeit häufig auch teilen. Auch Männer müssen Teilzeit arbeiten können. Bei uns arbeitet etwa ein Drittel der Männer in einem Teilzeitpensum.
Das Interview führte Nicole Freudiger.