Die Stimmung gleicht jener eines Jugendorchesters: In kurzen Hosen, Polohemden und Flipflops sitzen sie da, die 120 Musikerinnen und Musiker des Management-Orchesters. Musik ist ihr Hobby, im Alltag arbeiten sie als Direktoren, Oberrichterinnen oder Chefärzte. Vier Tage lang sind sie, die sich gewohnt sind, Entscheidungen zu treffen, Personal zu befehligen und allein zu agieren, nun bloss Rädchen im grossen Orchesterbetrieb.
Einmal jährlich treffen sich Führungskräfte der europäischen Wirtschaft, um als ambitionierte Freizeitmusiker gemeinsam mit Profimusikern aus Weltklasseorchestern ein anspruchsvolles Repertoire einzustudieren. Das Projekt «The Management Symphony» wurde 1999 in Leipzig gegründet und hat seither an wechselnden Orten mit verschiedenen namhaften Dirigenten seine Programme erarbeitet.
Dieses Jahr ist das Werkstattprojekt erstmals in der Schweiz zu Gast: Am Sonntag spielen die 120 Manager und Managerinnen – diesmal sind auch Schweizerinnen und Schweizer dabei – in der Zürcher Tonhalle Tschaikowskys berühmte Sinfonie Nr. 6 «Pathétique». Dirigent ist Lionel Bringuier.
Die Erfahrung, Teil eines Ganzen zu sein, diese Wucht auch, das ist einmalig.
Eine der Musikerinnen ist Mireille Faist-Emmenegger. Gemeinsam mit anderen Menschen schöne Musik machen: Das ist es, was sie zum Mitmachen motiviert hat. «Ich habe soviel geübt, wie ich konnte», sagt Mireille Faist. «Aber oft kam ich erst um zehn Uhr abends dazu.» Als einmalig bezeichnet sie die Erfahrung, einmal Teil eines grossen Ganzen zu sein.
Gegründet hat The Management Symphony der Münchner Manager Peter Gartiser. Ein Ad-hoc-Orchester dieser Art ist seiner Meinung nach besser als manche Kurse und Seminare, die Kaderleute zu Teamplayern formen sollen. Und der Anblick der vielen Noten einer Geigenstimme mache selbst einen Top-Manager demütig.
Auch als Manager wird man sehr demütig, wenn man diese vielen schwarzen Noten vor sich hat.
Für einmal nicht allein im Büro zu sitzen und Entscheide fällen zu müssen, sondern Leidenschaft und Emotionen mit Gleichgesinnten zu teilen – das sei das Wichtigste an seinem Projekt, sagt Gartiser. Abgesehen davon, dass man auch im Manager-Orchester ein ideales Netzwerk finde, um geschäftliche Kontakte zu knüpfen...