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Zürcher «Stadtgeiss» Landflucht zwischen Bahnhof und Hochhäusern in Zürich-Seebach

Julia Hofstetter hat mit dem Verein Stadtgeiss einen Ort geschaffen, an dem man aus dem Alltag ausbrechen kann.

Beim Bahnhof Zürich-Seebach, zwischen Hochhäusern, hört man zwischen Strassen- und Bahnlärm immer wieder mal leise Glöcklein bimmeln. Ein Schild mit der Aufschrift «Stadtgeiss» zeigt den Weg zu dieser kleinen Oase am Zürcher Stadtrand.

«Wild und unkonventionell»

An diesem Ort soll man ein wenig wild wie die Ziegen und unkonventionell sein können, einen Moment dem Alltag entfliehen, sagt Julia Hofstetter. Die Biologin hat vor sechs Jahren das Projekt «Stadtgeiss» lanciert und in der ehemaligen Kiesgrube neben dem Bahnhof Zürich-Seebach den passenden Ort gefunden.

Hier können die sieben Urner Stiefelziegen zwischen Bäumen und Sträuchern grasen und herumklettern, der bunt bemalte Stall ist ihr Zuhause. Für die Quartierbewohnerinnen und -bewohner warten draussen Picknicktische, ein Zirkuswagen und eine grosse Schaukel; eine Mischung aus alternativem Quartiertreff und Bauernhof.

Von einer Rasse, die beinahe ausgestorben ist

Ziegen haben es Julia Hofstetter schon länger angetan. Ihr gefalle, dass diese Tiere nicht immer umgänglich seien sondern auch mal wild und eigensinnig. Und jedes ihrer sieben Tiere habe einen eigenen Charakter. «Hubidubi ist anschmiegsam, dann gibt es auch scheuere Tiere oder kämpferische. Jede Geiss ist anders», sagt Hofstetter.

In den 1980er-Jahre waren die Stiefelziegen in der Schweiz beinahe ausgestorben. Die Rasse gibt nur wenig Milch. Dafür eignet sie sich für die Landschaftspflege, wie später festgestellt wurde, als der Schutz der Tiere verstärkt worden war. So kommt es auch immer wieder vor, dass die Stadt Zürich Hofstetters Ziegen ausleiht, um Böschungen entlang der Limmat abzugrasen.

Julia Hofstetter und ein freiwilliger Helfer kümmern sich gerade um die Ziegen beim Bahnhof Zürich-Seebach.
Legende: Auch Dank dem Einsatz von Freiwilligen existiert das Projekt «Stadtgeiss» schon seit sechs Jahren. SRF

Inzwischen sind die Ziegen nicht mehr aus Zürich-Seebach wegzudenken. Das Projekt wird von der Stadt Zürich auch finanziell unterstützt, die weiteren Gelder stammen aus den Mitgliederbeiträgen des Vereins. Auch viele Freiwillige unterstützen Julia Hofstetters Arbeit, indem sie die Tiere füttern, den Stall ausmisten oder kleinere Reparaturen erledigen. Das Gelände ist dafür rund um die Uhr offen und für alle zugänglich. Hofstetter hofft, dass das noch lange so bleiben kann.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 11.03.2020, 17:30 Uhr ; 

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