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Zürich geht neue Wege Ein Programm gegen den Lockruf des Dschihad

Radikalisierten Jugendlichen die Denkfähigkeit zurückgeben: Das will das neue Interventionsprogramm des Kantons Zürich.

Der erste Impuls für das Interventionsprogramm kam von den Zürcher Jugendanwaltschaften, nachdem es in den letzten Jahren mehrere Fälle von radikalisierten Jugendlichen gegeben hatte.

Cornelia Bessler, Chefärztin am Zürcher Zentrum für Kinder- und Jugendforensik, hat das Programm dann entwickelt. Dabei gehe es nicht darum, die Jugendlichen eines Besseren zu belehren. «Ziel ist, sie anzuregen, sich über die Konsequenzen und Folgen ihres Handelns und Denkens bewusst zu werden.»

Zur Person

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Cornelia Bessler ist Chefärztin des Zentrums für Kinder- und Jugendforensik der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich und für das Programm zur Intervention bei radikalisierten Jugendlichen verantwortlich.

Nur für Straffällige

Ins Programm kommen Jugendliche – fast immer Männer –, die straffällig geworden sind und radikale Tendenzen zeigen. Die Staatsanwaltschaft verpflichtet sie zur Teilnahme. Das ist keine einfache Ausgangslage für Bessler und ihr Team, um mit den Jugendlichen eine Vertrauensbasis aufzubauen.

Ein möglicher Einstieg ins Gespräch sei etwa, die jungen Leute über die strafrechtlichen Konsequenzen ihrer Handlungen aufzuklären. «Ist zum Beispiel das Liken einer IS-Flagge oder das Tragen eines Hakenkreuzes strafbar oder nicht. Das sind wichtige Inhalte. Die Jugendlichen müssen sie kennenlernen, und dabei entwickelt sich dann sehr schnell ein Diskurs.»

Bei uns geht es eher darum, die Denkfähigkeit des Jugendlichen wieder zu aktivieren.
Autor: Cornelia Bessler Programmverantwortliche

Später gehe es dann um die Biographie der Jugendlichen und um ihre Beweggründe: Warum fühlen sie sich von radikalen Gruppierungen angezogen?

Welche Stellung haben sie dort und treffen sie tatsächlich ihre eigenen Entscheidungen? Diese Gruppierungen seien meistens sehr autoritär strukturiert. Primär geht es dort ums Gehorchen, wie Bessler sagt.

«Bei uns geht es eher darum, dem Jugendlichen seine Denkfähigkeit wieder zu aktivieren, damit er unabhängig von dieser Gruppierung überlegen kann, was seine eigene Meinung dazu ist.» Das sei dann ein möglicher Weg heraus aus der radikalen Ecke, so Bessler.

Jugendanwalt entscheidet

Am Ende des Programms gibt sie eine Empfehlung zuhanden der Jugendanwaltschaft ab. Diese entscheidet dann, ob weitere Massnahmen nötig sind. Das Zürcher Interventionsprogramm gegen die Radikalisierung Jugendlicher gibt es erst seit gut einem Jahr.

Es wird sich erst später zeigen, wie wirkungsvoll es im Umgang mit radikalen Jugendlichen tatsächlich ist. Bessler sagt jetzt schon: Ihre ersten Erfahrungen seien positiv.

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