Zerstört ein lärmiger Schrottplatz eine der bedeutendsten prähistorischen Fundstätten? Eine Gruppe Einwohner aus Thayngen sieht das Kesslerloch bedroht, weil eine Firma unweit der Höhle eine Verschrottungsanlage bauen will.
Mit einer Abstimmung möchten die Thaynger dies verhindern. Das Land um das Kesslerloch, das der Firma gehört, soll umgezont werden; von einer Industrie- zu einer Gewerbezone. Damit wäre der Bau einer Verschrottungsanlage verunmöglicht.
Das bestätigt Gemeindepräsident Philippe Brühlmann (SVP), der ebenso wie der Gemeinde- und der Einwohnerrat hinter der Vorlage steht: «Eine Gewerbezone hat andere Vorschriften. Eine Recycling-Anlage wäre nicht mehr bewilligungsfähig.»
Gang vor das Gericht angekündigt
Hinter dem Bauprojekt steht die Firma SwissImmoRec AG mit dem Appenzeller Rechtsanwalt Lukas Metzler an der Spitze. Metzler widerspricht dem Bild des Recycling-Betriebs als Dreckschleuder: «Dort sollen saubere Industrieabfälle wiederaufbereitet werden. Papier, Holz und Stahl werden einer neuen Verwendung zugeführt.» Eine ehrenwerte Tätigkeit, so Metzler.
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Und bereits heute kündigt Metzler an, die Firma werde Schadenersatz fordern, sollten die Stimmbürger der Umzonung zustimmen: «Unsere Gleisanlage hat zurzeit einen Wert von rund drei Millionen Franken. Wenn das Land eine Gewerbezone wird, ist die Anlage wertlos, weil wir sie nicht mehr nutzen können.»
Firma will die Anlage - koste es, was es wolle
Der Gemeinderat fühlt sich dennoch auf der sicheren Seite. Zwar rechnet Philippe Brühlmann damit, dass Thayngen Entschädigungen in der Höhe von mehreren hunderttausend Franken bezahlen müsste – aber nicht mehr: «Rechtlich gesehen geht es nicht mehr um eine materielle Enteignung oder eine existenzielle Bedrohung.» Der Gemeindepräsident ist überzeugt, dass die Gerichte die Sachlage ähnlich beurteilen.
Anders sieht dies Lukas Metzler. Und er stellt in Aussicht, dass die Firma SwissImmoRec auch bei einem Ja zur Umzonung an der Abstimmung am 15. November an ihrem Plan einer Verschrottungsanlage beim Kesslerloch festhalten wird: «Die Investoren wollen dieses Projekt. Und sie haben auch genügend Mittel gesprochen, um es durchzusetzen. Selbst wenn wir zehn Jahre dafür brauchen.»