Als Winston Churchill 1946 zu einem Ferienaufenthalt in die Schweiz reiste, war er bereits eine Legende. Der Mann, der im Zweiten Weltkrieg Hitler die Stirn geboten und Grossbritannien vor dem Untergang bewahrt hatte, wurde von den Schweizerinnen und Schweizern begeistert empfangen.
In seiner Rede an der Universität Zürich kam Churchill damals gleich auf den Punkt: Über die europäische Tragödie wolle er sprechen, über die Zerstörung also, die den alten Kontinent heimgesucht hatte. Churchill gab ganz klar Deutschland die Schuld an den beiden Weltkriegen. Deutschland müsse deshalb bestraft und an einer abermaligen Aufrüstung gehindert werden.
Doch dann kam der überraschende Teil der Rede: Die Erzfeinde Frankreich und Deutschland müssten sich aussöhnen, sagte Churchill. Nur so lasse sich der Frieden in Europa langfristig sichern. Churchill schlug vor, nach dem Vorbild der USA die «Vereinigten Staaten Europas» zu gründen, ohne – und das war das Besondere an seinem Vorschlag – Deutschland dabei auszugrenzen.
Die Idee eines geeinten Europas war revolutionär.
Nach seiner Rede an der Universität fuhr Churchill im offenen Wagen durch die Zürcher Innenstadt und wurde von einer riesigen Menschenmenge bejubelt. Auf dem Zürcher Münsterhof hielt er schliesslich eine kurze improvisierte Ansprache und fand dabei freundliche Worte für die Schweiz. Keinen anderen Staatsmann haben die Zürcherinnen und Zürcher seither wieder so zahlreich und begeistert empfangen.