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Zürich Schaffhausen Bald steht die letzte Druckerpresse still

Über 200 Jahre lang flitzten Zeitungen, Zeitschriften und Prospekte durch die Druckmaschinen der Druckerei Ziegler in Winterthur. Mit den Preisen im Ausland konnte die Druckerei jedoch je länger je weniger mithalten. Nun gibt die Druckerei auf, schon per Ende Jahr schliesst der Traditionsbetrieb.

Rund 120 Stellen gehen mit der Schliessung der Druckerei Ziegler in Winterthur verloren. Willy Glaus, Drucker mit Leib und Seele, sah das Ende kommen: «Die Entwicklung schritt enorm schnell voran und ist nicht mehr aufzuhalten.» Er selbst hatte noch das Setzen der Lettern mit Blei erlebt, heute läuft vieles digital und jedermann druckt kleinere Drucksachen bei sich zuhause.

Der Preisdruck aus dem Ausland

Die Branche leidet jedoch nicht nur wegen der Digitalisierung. Auch die tiefen Preise der Konkurrenz im Ausland, namentlich in Süddeutschland, beschleunigten den Untergang. Der Umsatz ging immer mehr zurück. Erzielte die Druckerei Ziegler 2008 noch einen Rekordumsatz von 66 Millionen Franken, war es im letzten Jahr noch halb so viel.

Den Entscheid, die Druckerei zu schliessen, fällte die letzte Besitzerin Tamedia. Der Chef der Druckerei Ziegler, Roger Tacheron, nimmt dies dem Zürcher Medienhaus aber nicht einmal übel. Tamedia habe immerhin immer klar gemacht, dass es sich neben seiner Hauptdruckerei in Zürich nicht auch noch eine Druckerei in Winterthur leisten könne. Tacheron macht aber die Erben der einstigen Besitzerfamilie Ziegler für den Untergang verantwortlich:

Die Vorbesitzer haben das ihnen anvertraute Erbe zu Geld gemacht. Auf Kosten der Mitarbeiter.
Autor: Roger Tacheron Geschäftsleiter Ziegler Druck

Hätten die Besitzer in den digitalen Bereich investiert, wären zwar auch Stellen verlorengegangen. Die Firma hätte aber nicht schliessen müssen, ist Tacheron überzeugt.

Mittlerweile haben die meisten der über 120 Angstellten eine neue Stelle gefunden, Rund 20 sind noch auf der Suche. Für sie engangiert sich Roger Tacheron ganz besonders, führt unzählige Gespräche um «seine» Leute anderswo unterzubringen. Er selbst fängt auch noch einmal ganz von vorne an: Als Geschäftsführer eines Veranstaltungszentrums, das zu einer Freikirche gehört.

(kerf; Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17:30 Uhr)

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