Die alten Leute sollen ihre Sprache wieder finden. Sie sollen von sich erzählen, miteinander über alte und neue Geschichten reden. Und aus diesen Geschichten entsteht dann alle zwei Monate eine Zeitschrift, damit alle davon erfahren. Das ist die Idee des Alterszentrums Laubegg am Fusse des Uetlibergs.
Im Gespräch zwischen den zehn Altersheimbewohnerinnen und -bewohnern entstehen zum Beispiel Geschichten über frühere Lieblingsessen: «Ich liebe Glarner Schabziger», erklärt zum Beispiel eine Bewohnerin: «Je mehr dass er stinkt, desto lieber habe ich ihn.» Oder verhasste Speisen: «Schnecken», lautet die klare Antwort eines Mannes. Die anderen in der Erzählrunde stellen Fragen, helfen weiter, ergänzen mit eigenen Erinnerungen. Ob die Runde offen sei, um auch mal kulinarisch etwas Neues zu wagen. Antwort eines Bewohners: «Ich schon, mein Magen weniger.»
Geschichten gegen die Einsamkeit
Sie achte darauf, nicht nur diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die ohnehin gesprächig und gesellig sind, sagt Projektleiterin Carolyn Kerchof: «Wenn ich sehe, dass jemand alleine im Zimmer sitzt oder alleine spazieren geht, dann lade ich sie zur Erzählrunde ein.»
Auch schwierige Geschichten kommen vielleicht zum ersten Mal zur Sprache - und schliesslich zu Papier. Zum Beispiel die Lebensgeschichte von Elisa Vetsch, die als Kind bei Pflegeeltern aufgewachsen ist und ihre Mutter für eine Tante hielt.
Grosse Erzähllust
Auch ein halbes Jahr später ist die Erzähllust der Seniorinnen und Senioren ungebrochen: «Von den rund 70 Bewohnerinnen und Bewohnern haben fast alle in irgendeiner Form an einer Zeitungsausgabe mitgewirkt», freut sich Carolyn Kerchof. Es habe sich eine richtige Eigendynamik entwickelt. «So kommt es zum Beispiel vor, dass die Leute nach einer Redaktionssitzung im Raum bleiben und ohne uns weiterdiskutieren.»
Die alten Menschen wieder zum Reden bringen, dieses Ziel sei sicher erreicht, stellt auch Mitinitiantin Martina Regli fest: «Man tauscht sich wieder mehr aus im Alterszentrum Laubegg». Bei den Menschen etwas bewegt zu haben, das sei schon ein sehr schönes Gefühl, so Regli, und mache auch ein bisschen stolz.
(marn/frip/derv; Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17.30 Uhr)