«Deaf Art & Design» heisst der kleine neue Laden an der Schaffhauser Neustadt. Und der Name ist Programm: Marilene Käser bietet dort eine grosse Auswahl kunstvoller Dekorationen aus Seiden- und Trockenblumen an, die sie selber herstellt. Die 45-jährige, gebürtige Brasilianerin ist gehörlos und kommuniziert nur in der Gebärdensprache.
Das ist sowohl für sie, wie auch für die Kundinnen und Kunden eine Herausforderung. Es habe viel Mut gebraucht, den Laden zu eröffnen, erklärt sie. Die Befürchtung, dass ihre Gehörlosigkeit mögliche Kundschaft abschreckt, erwies sich in den ersten Tagen als unbegründet. Im Gegenteil: So gebe es auch Leute, die sogar extra aus Interesse an der Gebärdensprache in den Laden kämen.
Auf grosse Vorbehalte gestossen
Ihren eigenen Laden eröffnet hat Marilene Käser, weil sie schlicht keine Anstellung in einem Blumengeschäft fand, obschon sie grosses Talent im Umgang mit Blumendekorationen beweist. Sie wäre sogar bereit gewesen, gratis zu arbeiten. Man habe ihr jedoch mehr als einmal erklärt, dass man «keine Behinderte» wolle. Sie solle sich doch besser an eine Behinderten-Stätte wenden. Das hat Marilene Käser verletzt. Als Gehörlose ist sie voll arbeitsfähig und bezieht auch keine IV.
Beim Schweizerischen Gehörlosenbund findet man ihren Schritt bewundernswert. «Das ist schon sehr speziell. Es gibt nur wenige Beispiele von Gehörlosen, die sich selbständig gemacht haben», erklärt Martina Raschle vom Gehörlosenbund gegenüber dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen». Viele hätten aufgrund der negativen Erfahrungen bei der Jobsuche nicht mehr das Selbstbewusstsein dazu.