Der Verein für Deutsche in der Schweiz trifft sich normalerweise, um praktische Tipps für Zuwanderer zu geben. Gestern Abend jedoch bewegte vor allem die Abstimmung vom letzten Sonntag. Man traf sich in einer Zürcher Pizzeria. Viele gut integrierte Deutsche sind irritiert. «Das Gefühl des Willkommenseins hat gelitten», sagt zum Beispiel ein Deutscher Arzt. Eine Controllerin aus Winterthur zeigt sich enttäuscht: «Ich fasse das als ein Votum generell gegen Ausländer in der Schweiz auf». Zudem befürchtet sie, dass die EU die Bilateralen Verträge kündet, was wiederum die Marktöffnung rückgängig macht. Ein Verlust von Fachkräften in der Schweiz sei absehbar: «Die Schweizer haben sich mit diesem Entscheid selbst in das Knie geschossen».
«Wir müssten Abteilungen schliessen»
Besonders betroffen von Kontingenten wäre der Pflegebereich. Im Zürcher Universitätsspital (USZ) stellen Deutsche einen Grossteil der Beschäftigten. Pflegefachfrau Daniela Pfeifer-Stör hat im letzten Herbst eine Abteilung eröffnet: «Ich habe 80% Deutsche rekrutiert. Ohne sie würde es nicht gehen, angesichts des Mangels an Fachkräften». Tina Plötz, Leiterin Pflege im USZ sagt «Wir könnten ohne EU-Bürger nicht überleben und müssten Einheiten schliessen». Plötz erwartet nun von der Politik Massnahmen, damit weiterhin ausländische Fachkräfte rekrutiert werden können, damit der Wirtschaftsstandort Schweiz eine Chance habe.
Gegen unkontrollierte Einwanderung
Einzelne Deutsche in Zürich zeigen Verständnis für das JA des Schweizer Stimmvolks. «Die Schweizer will eine Grenze ziehen zu denen, die sich auf Kosten des Staates ausruhen und denken, die Schweiz sei das Schlaraffenland», sagt der Deutsche Innenarchitekt André Kolditz. Matthias Estermann, Versicherungskaufmann und Präsident des Vereins für Deutsche in der Schweiz, ist mit einer Schweizerin verheiratet. Er steht hinter dem Volksentscheid, weil er die unkontrollierte Zuwanderung aus dem EU-Raum stoppe.