Zwei Tage alt ist die Manifesta - und bereits wird heftig diskutiert. Über ein Kunstwerk, das stinkt, obwohl es nicht stinken sollte. Und über die Löhne der Angestellten. 80 Tonnen Klärschlamm hat Künstler Mike Bouchet zu Blöcken verarbeitet, die im Löwenbräu-Areal stehen. Sie stinken dermassen, dass die meisten Besucher nur schnell den Kopf in den Saal strecken.
«Das Kunstwerk sollte nicht so riechen. Wir haben alles getan, damit es weniger stinkt», sagt Festival-Direktorin Hedwig Fijen. Denn eigentlich sei Mike Bouchets Werk intelligente Kunst. «Der Künstler hat sich überlegt, was wir alle tun, alle Besucher, Mitarbeiterinnen und Organisatoren.» Und aus den Hinterlassenschaften all dieser Leute habe er Kunst gemacht.
«Ohne Freiwillige geht's nicht»
Die Aufregung über die Fäkalkunst nimmt Hedwig Fijen gelassen. Energischer wird sie, wenn man sie auf die Löhne ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anspricht. Diese seien zu tief, konnte man in den letzten Tagen online lesen. Und dies ausgerechnet an einer Biennale, die sich dem Thema «What people do for money» gewidmet hat. «Wir halten uns an alle Schweizer Gesetze», betont Hedwig Fijen. Und eine Kunstbiennale sei nicht durchzuführen ohne Freiwillige, die nur wenig Geld erhalten.
Einige Leute in der Schweiz haben noch nicht verstanden, dass sie im Paradies leben.
Manifesta 11
Hedwig Fijen verweist auf andere Länder im Süden Europas, wo ein Drittel der Jugendlichen arbeitslos sei. Auf die Diskussion um die Löhne hätte Hedwig Fijen gerne verzichtet. Doch genau solche Diskussionen will die Manifesta auch anstossen. Die Zürcherinnen und Zürcher sollen über ihren Alltag nachdenken. Und einen anderen Blick auf ihr Zuhause erhalten, sagt Hedwig Fijen: «Wenn sich die Zürcherinnen und Zürcher die Manifesta zu eigen machen, dann bin ich glücklich.»
(fren; Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17:30 Uhr; Bilder: Keystone)