Was einst mit Kürbissuppe und Glühwein begann, in der Absicht den Dorfladen zu retten, ist mittlerweile ein richtiges Kürbis-Happening. Am ersten Wochenende im November wird das kleine Weinländer Dorf Rudolfingen mit seinen 260 Einwohner regelrecht überrannt. Leute aus der ganzen Schweiz reisen an, aber auch Busse aus Deutschland und Österreich bringen Touristen ins Dorf, welche die über 1000 geschnitzen Kürbisse bestaunen und Kürbiswurst, Kürbisgulasch oder Kürbisrisotto geniessen.
Für dieses Jahr rechnen die Veranstalter der Kürbisbeleuchtung mit bis zu 20'000 Besucherinnen und Besuchern. Der riesige Rummel trägt zwar weiterhin dazu bei, das Defizit des Dorfladens zu decken, bringt aber auch seine negativen Seiten: «Es ist nicht mehr die gleiche Ruhe wie in den Anfangszeiten der Kürbisbeleuchtung», gibt OK-Chefin Judith Waser offen zu. Gerade die Besinnlichkeit des Anlasses wäre den Organisatoren aber wichtig: «Auch in den Festbeizen wird deshalb ganz bewusst auf Musik verzichtet.»
Fast alle schnitzen mit
Kürbisbeleuchtung
In den Tagen vor der Kürbisbeleuchtung wird eifrig gearbeitet. Praktisch das ganze Dorf hilft mit. Hunderte von Kürbisse werden ausgehöhlt, geschnitzt und verziert. Die Krankenschwester Monika Seiler beispielsweise hat sich für die Kürbisbeleuchtung extra Ferien genommen und verziert mit ihrem Mann zusammen gegen 100 Kürbisse. «Es ist wie beim Jäten im Garten. Eine mühsame Sache, die aber auch etwas Meditatives hat. Man kann den Kopf abschalten», schmunzelt Monika Seiler.
Zwei Wochen investiert sie in die eigenen Vorbereitungen der Kürbisbeleuchtung. Ihre Arbeit und jene der anderen Dorfbewohnerinnen und -bewohner kann ein Wochenende lang bestaunt werden. Am Montag ist der Spuk wieder vorbei. Und dann wandert ein Kürbis nach dem anderen, kunstvoll geschnitzt oder nicht, in den Schredder einer Biogasanlage.