Das Prinzip ist einfach: Auf jedem Dach gibt es eine Stelle am äussersten Rand, an welcher der Wind von der Fassade her hoch bläst und dann übers Dach strömt. Hier steht die neue Windturbine von Sven Köhler: eine Art Kiste, vorne und hinten ein winddurchlässiges Gitter und in der Mitte die eigentliche Turbine.
Auf dem Dach der Kiste werden dann noch Solarzellen montiert - und fertig ist das kleine Windkraftwerk, das einen 2-Personen-Haushalt mit Strom versorgt. Je nach Dach können bis zu 100 derartige Module aufgestellt werden. Kosten sollen sie rund 3000 Franken.
Viel Geld und Zeit investiert
Seit drei Jahren arbeitet Ingenieur und Erfinder Sven Köhler an der Idee. Seit seine Eltern zu Hause in Ostdeutschland ein Windrad aufstellen wollten, aber kein geeignetes Modell fanden. «Seither habe ich daran herum gedacht und letztes Jahr dann begonnen, ein Konzept zu erarbeiten.» Dreissig Seiten mit Rahmenbedingungen und Grundlagen hat Sven Köhler zusammengetragen, hat Forscher an Bord geholt und seine eigene Firma, die Anerdgy gegründet.
Das Projekt ist auf Kurs, einzig die Finanzierung gestaltet sich noch schwierig. Eine bis eineinhalb Millionen Franken kostet das Projekt, bis jetzt hat Sven Köhler vor allem eigenes Geld investiert. Nun hat er 150'000 aus dem Klimafond der Stadt Winterthur erhalten. Und Sven Köhler hofft, dass bald noch mehr Geld fliessen wird. Denn das WindRail, wie er seine Erfindung nennt, ist bereit für den Prototyp.
«Eigenstromproduktion soll selbstverständlich werden»
In den nächsten Tagen wird der Prototyp im Massstab 1:1 gebaut. Im Oktober wird er installiert - entweder auf dem Säntis oder auf dem Sulzer-Hochhaus in Winterthur.
In eineinhalb Jahren soll das WindRail dann fertig entwickelt sein und auf den Markt kommen. Wenn alles klappt, könnte damit erstmals in der Stadt, auf Hausdächern, mit Windenergie Strom produziert und im gleichen Haus auch verbraucht werden. «Ich hoffe, dass es in 20 Jahren selbstverständlich ist, Strom lokal selbst zu erzeugen und wir über die Anfänge lachen», sagt Sven Köhler.