In den 1970ger Jahren irritierte Nikolaus Harnocourt das Publikum mit verstörenden Klängen und seltsamen Instrumenten. Von Zürich aus eroberte er mit der Musik von Claudio Monteverdi die Opernwelt. Heute gehören Theorben und Zinken fast zum normalen Instrumentarium. Und die Musikerinnen und Musiker von «La Scintilla», der Barockformation des Opernhausorchesters, beherrschen die historischen Instrumente ohne Nebengeräusche und Intonationsprobleme.
In der neuen Inszenierung von «Il Ritorno d’Ulisse in Patria» dirigiert aber nicht der Altmeister Harnocourt, sondern der junge Engländer Robert Howarth. Mit blossen Händen wühlt er die intensivsten Klänge aus dem Orchester, treibt am Cembalo die Handlung voran und springt auch ganz souverän ein, wenn ein Sänger nicht bei Stimme ist.
Nicht nur musikalisch ein Erlebnis
Dem Originalklang aus dem Orchestergraben setzt der Regisseur Willy Decker eine völlig moderne Inszenierung entgegen. Da steigen keine reich kostümierten Götter aus der Unterwelt, sondern es fahren modern gekleidete Menschen, dank moderner Bühnentechnik, am Tisch sitzend direkt auf die Bühne. Von dort aus amüsieren sie sich über die Menschen, die sich auf einer immer gleichen, weissen Drehbühne in ihren Gefühlen irren und verwirren.
Überzeugendes Sängerensemble
16 Sängerinnen und Sänger braucht es, um die Geschichte von Ulisses Rückkehr zu besingen. In der neuen Zürcher Inszenierung fällt es schwer, einen einzelnen herauszuheben, alle überzeugen restlos, sowohl sängerisch als auch szenisch.