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Niedrigwasser am Rheinfall: Zwei Spaziergänger im Bett des Rheins vor der Kulisse des Schlosses Laufen.
Legende: Der Rheinfall darf nicht zum Rinnsal verkommen - ausser die Natur will es so, finden Tourismusfachleute. Keystone

Zürich Schaffhausen Empörung über Kraftwerkpläne am Rheinfall

Die Pläne, aus dem Gefälle am Rheinfall Strom zu gewinnen, schlagen hohe Wellen. Die Naturschutzorganisationen wollen davon nichts wissen, die Tourismusorganisationen sind skeptisch.

Die Idee ist naheliegend, dass man das natürliche Gefälle am Rheinfall für die Stromgewinnung nutzt. Ein kleines Kraftwerk gibt es schon. Dass die Axpo zusammen mit der Neuhausen Kraftwerk AG dem Rheinfall noch mehr Wasser abzwacken will, stösst im Kanton Schaffhausen aber auf wenig Verständnis.

Das Naturschauspiel «Rheinfall» ist ein wichtiger Magnet für den Tourismus. Schaffhausen investiert viel Geld, um Schaulustige aus aller Welt an den mächtigsten Wasserfall Europas zu locken. Die Tourismusfachleute reagieren deshalb mit Skepsis auf die Pläne, die am Dienstag bekannt wurden.

Der Rheinfall ist nicht irgendein Wasserfall

Jürg Schmid von Schweiz Tourismus: «Ein menschlicher Eingriff in dieses Naturspektakel ist heikel. Touristen, die aus der halben Welt anreisen, fühlen sich betrogen, wenn sie realisieren, dass ein Teil des Rheinfallwassers für die Stromproduktion abgeleitet wurde.»

Wir würden es auch nicht zulassen, wenn man 20 Prozent des Matterhorns abtragen wollte, auch wenn es dann ein grosser Berg bleibt.
Autor: Jürg Schmid Direktor Schweiz Tourismus

Auch bei Schaffhauserland Tourismus reagiert man höchst überrascht auf die Pläne. Stefan Ulrich, stellvertretender Direktor, hofft auf einen Kompromiss zwischen den verschiedenen Interessenvertretern. In dem Sinn, dass vielleicht nicht jede Nacht Wasser am Rheinfall abgezwackt würde. Empört sind die Naturschutzorganisationen. Sie wollen nicht, dass das Naturschauspiel angetastet wird.

Parteien sind uneinig

Bei den Schaffhauser Parteien sind die Meinungen geteilt. SP-Parteipräsidentin Martina Munz ist sehr skeptisch und verlangt, die Kraftwerkprojekte müssten später vors Volk. FDP-Parteipräsident Harald Jenny steht den Plänen positiver gegenüber. «Wenn wir aus der Atomenergie aussteigen wollen, müssen wir alle Möglichkeiten prüfen, auch wenn dies am Rheinfall weh tut.»

Auch der Kanton Zürich hat beim Rheinfall ein Wörtchen mitzureden, liegt doch die eine Hälfte des Falls auf Zürcher Kantonsgebiet. Dort reagiert man auf die Schaffhauser Pläne gelassen. «Der Kanton Zürich ist über die Pläne informiert und gesprächsbereit», sagt ein Sprecher der Baudirektion gegenüber dem «Regionaljournal». Die Idee müsse sorgfältig geprüft werden.

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