Christian Schär, Präsident des Verbandes Zürcher Krankenhäuser, spricht von einer «schlechten Entwicklung». Wegen des Mangels an Fachpersonal sähen sich die Spitäler zunehmend gezwungen, personelle Engpässe mit temporären Angestellten zu überbrücken. «Dadurch hat man täglich neues Personal, das sich mit dem Betrieb nicht mehr richtig identifizieren kann».
Lange Präsenzzeiten, Wochenenddienste, viel Verantwortung und das alles für einen Lohn, der nicht fürstlich ist – all dies erschwere die Rekrutierung etwa von Operationstechnikern, erläutert Ivan Rasch die Situation am Spital Männedorf. Für viele Junge seien solche Arbeitsbedingungen nicht attraktiv genug, um sich fest anstellen zu lassen. Für Rasch, Leiter OP-Pflege, bedeutet der Personalmangel eine zusätzliche Belastung. «Kommt jemand temporär ins Team, müssen wir diese Person zuerst einarbeiten».
Alle Zürcher Spitäler haben dasselbe Problem
Peter Sandera hat als leitender Arzt in der Chirurgie am Spital Männedorf schon absurd anmutende Situationen erlebt. «Es kann passieren, dass ich am Operationstisch jemandem begegne, von dem ich nicht einmal den Namen weiss.» Aber daran habe er sich mittlerweile schon gewöhnt.
2014 war bereits fast jeder sechste Operationstechniker am Spital Männedorf temporär angestellt. «Die Leute wollen heutzutage flexibel sein. Darauf müssen wir reagieren», resümiert CEO Stefan Metzker. Allein im vergangenen Jahr verbuchte er rund 600‘000 Franken an Lohnkosten für «Temporäre». Diese würden in der Regel zu höheren Salären als Festangestellte arbeiten.
Männedorf steht mit dieser Situation nicht alleine da. Sowohl Universitätskliniken wie kleinere Spitäler in Randregionen haben Engpässe in den Operationssälen. Der Kampf um Operationstechniker dürfte sich in Zukunft noch verstärken – die Bevölkerung wird immer älter und damit nimmt die Zahl medizinischer Eingriffe tendenziell zu statt ab.
(simd; Schweiz Aktuell, 19 Uhr)