Endlich schafft es Albert Bächtold (1891–1981) auf die Leinwand: Das Leben des Wilchinger Mundartdichters böte eigentlich genug Stoff für ein ganzes Epos. Der Kurzfilm «Z Kiew redt me Mundaart» schildert nun, wie der junge Lehrer Bächtold 1913 in die Welt zog, die Russische Revolution hautnah miterlebte und es später mit Kinoprojektoren aus Amerika zu Reichtum brachte. Es war die Zeit, bevor Bächtold – ein damals eher überheblich wirkender Geschäftsmann – sein ganzes Vermögen verlor und mit Schreiben begann.
«Dass einer eine solche Geschichte erlebt, ist mehr als Durchschnitt. Das hat mich fasziniert», sagt Schauspieler Andrea Zogg, der in der Rahmenhandlung des Films einen Antiquar darstellt. Bächtold selbst wird in der Rahmenhandlung vom jungen Berner Schauspieler Bernhard Schneider verkörpert, der sich den Wilchinger Dialekt für diese Rolle zuerst antrainieren musste.
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Ein kurzer, aber wesentlicher Film
Realisiert wurde «Z Kiew redt me Mundaart» vom Schaffhauser Kulturschaffenden Beat Toniolo und der Zürcher Jung-Regisseurin Christina Ruloff. Bei der Uraufführung in der Schaffhauser Kammgarn fand der Streifen bei den einheimischen Zuschauerinnen und Zuschauern grossen Anklang. Unter ihnen waren einige, die Bächtold noch persönlich gekannt hatten, wie zum Beispiel der Wilchinger Gemeindepräsident Hans-Rudolf Meier: «Ich musste oft schmunzeln, der Film ist authentisch.»
Dieser Meinung schliesst sich auch Hans Ritzmann an, der zu Bächtolds besten Freunden zählte und die Filmemacher auch beraten hatte: «Der Film zeigt trotz seiner Kürze wesentliche Aspekte von Bächtolds Leben.» Und ansatzweise auch, dass der Mundartdichter nicht gerade als der umgänglichste Zeitgenosse galt.
Bächtold ist ein gewaltiger Autor.
Logischerweise kann der Kurzfilm nicht alles zeigen. Wer mehr über das bewegte Leben des Albert Bächtold wissen und auch erfahren will, wie er überhaupt zum Schreiben kam, muss Bächtolds Bücher lesen. Das empfiehlt auch Schriftsteller und Literaturwissenschafter Adolf Muschg: «Wenn man Bächtold liest, kann einem, je nach Geschmack, das Lachen vergehen. Oder man lächelt und staunt. Das ist ein gewaltiger Autor.» Es sei ausserordentlich, dass es einen Mundartdichter mit einem derart kosmopolitischen Horizont wie Bächtold gebe.