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Zürich Schaffhausen Gefängnis-Ausbruch: Noch keine heisse Spur

Ein 27-jähriger Häftling ist in der Nacht auf Dienstag aus dem Gefängnis Limmattal in Dietikon geflüchtet. Gemäss der Zürcher Justizdirektion hat eine Aufseherin ihn begleitet. Eine Fahndung ist im Gang. Nun wird Kritik laut, die Gefängnisleitung hätte im Vorfeld etwas merken müssen.

Eine 32-jährige Aufseherin im Gefängnis Limmattal hat gemäss Mitteilung der Justizdirektion einen 27-jährigen Gefangenen aus seiner Zelle befreit und ist anschliessend mit ihm zusammen aus geflohen. Die leitende Staatsanwältin Claudia Wiederkehr sagt auf Anfrage: «Wir haben starke Hinweise, dass sich die beiden ins Ausland abgesetzt haben.»

Wahrscheinlich im Ausland

Die Kantonspolizei Zürich hat eine Fahndung ausgelöst. Man vermutet, dass sich die Flüchtenden nach Italien abgesetzt haben. Die Gesuchten wurden international zur Verhaftung ausgeschrieben, ergänzt Staatsanwältin Wiederkehr. Auch am Mittwoch gab es keine Spur der beiden. Der Häftling sei wegen Vergewaltigung im Gefängnis gesessen. Das Urteil – eine vierjährige Freiheitsstrafe – sei allerdings noch nicht rechtskräftig.

Das Gefängnis Limmattal ist erst seit 2010 in Betrieb und gilt als modernes und sicheres Gefängnis. Staatsanwältin Claudia Wiederkehr ist kein Fall bekannt, wo einem Häftling auf ähnliche Art die Flucht gelang. Ihr Schluss: «Das grösste Problem in einem Gefängnis ist offenbar der Mensch und nicht die Technik.»

Hatten die beiden eine Liebesbeziehung?

Weshalb die Aufseherin dem Gefangenen geholfen haben soll, ist bis jetzt noch nicht bekannt. Der ehemalige Strafgefangene Peter Zimmermann, der sich mit seiner Organisation «Reform 91» für Häftlinge einsetzt, glaubt aber: «Die beiden hatten sicher eine Liebesbeziehung.»

Für ihn sei es erstaunlich, dass die Gefängnisleitung davon offenbar nichts merkte: «Man hätte die Augen besser aufmachen müssen. Diese Flucht hatte sicher ein Vorspiel, das passierte nicht von heute auf morgen. Sowas muss man merken.» Zimmermann vermutet ein Personalproblem.

Das kantonale Amt für Justizvollzug wollte sich dazu nicht äussern. Allerdings werde der Ausbruch genau untersucht. Allenfalls würden Abläufe in der Gefängnis-Organisation geändert.

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