Hoher Besuch im Casino-Saal in Affoltern am Albis. Bischof Abbé Léonard Santedi ist aus dem Kongo angereist, um von den Problemen in seinem Land zu erzählen. Er ist Generalsekretär der kongolesischen Bischofskonferenz für Ressourcen, die sich den Kampf gegen den Rohstoffraubbau auf die Fahne geschrieben hat. Der Kongo ist reich an Bodenschätzen, trotzdem ist die afrikanische Republik bitterarm. «Ich bin überwältigt, dass es hier, 8000 Kilometer von meinem Land entfernt Menschen gibt, denen die Zustände im Kongo nicht egal sind», sind seine ersten Worte an diesem Abend an das Publikum.
Weckruf Geldsegen
Es ist kein Zufall, dass der Saal voll besetzt ist. Im Knonaueramt formierte sich nach dem Börsengang des Rohstoffkonzerns Glencore vor fünf Jahren eine Bürgerbewegung. Denn der Börsengang spülte 360 Millionen Franken in die Steuerkasse der Wohngemeinde von Glencore-CEO Ivan Glasenberg, Rüschlikon. Durch den kantonalen Finanzausgleich floss auch Geld in ärmere Gemeinden des Kantons. Statt sich für den Geldsegen bloss zu bedanken, beschlossen fünf Gemeinden des Knonaueramtes, einen Teil davon zu spenden. Die Geburtsstunde von «Knonaueramt solidarisch».
Engagement als Notwendigkeit
Von Anfang an war etwa auch Helena Heuberger dabei. «Wir sind ein lockerer Verbund von kreativen Leuten und immer wenn wieder ein Thema auftaucht, gibt es eine Gruppe, die sich diesem annimmt.» Nun ist es die Konzernverantwortungsinitiative. Diese verlangt auf Bundesebene verbindliche Regeln für Schweizer Konzerne zum Schutz von Menschen und Umwelt. Sie wird von einem zivilgesellschaftlichen Verein aus Hilfswerken getragen zu denen auch das Fastenopfer und Brot für alle gehören.
Helena Heuberger aus Obfelden bezeichnet ihr Engagement als Notwendigkeit: «Bei all dem Überfluss in dem wir leben, kann ich nicht einfach die Augen vor den Missständen verschliessen».
Glencore: «Halten Standards ein»
«Knonaueramt solidarisch» hat vor allem die Firma Glencore im Visier. Die weltweit grösste Rohstofffirma ist in fünfzig Ländern tätig. Im Kongo betreibt sie Minen zum Abbau von Kupfer. Immer wieder erntet Glencore Kritik für Missachtungen der Menschenrechte und für die Verschmutzung der Umwelt. Die Konzernverantwortungsinitiative soll helfen, solchen Missständen einen Riegel zu schieben.
Der Nachhaltigkeitsbeauftragte von Glencore, Michael Fahrbach, wehrt sich in langen Ausführungen gegen die Kritik. Er versichert, dass sich Glencore an nationale und internationale Standards halte und den Ländern zu Arbeitsplätzen und wirtschaftlichem Wachstum verhelfe. Die Initiative brauche es nicht. Der Kongo habe sehr wohl strenge Gesetze, an die sich Glencore halte. Es sei das erklärte Ziel des Unternehmens, keine tödlichen Unfälle unter seinen Mitarbeitern zu haben.
Druck wird aufrecht erhalten
Doch gerade am Informationsabend in Affoltern am Albis zur Konzernverantwortungsinitiative ereignet sich im Kongo in der Glencore-Mine Katanga Mining ein Unglück mit drei Toten und vier Vermissten. Der öffentliche Druck auf die Firma bleibt gross und die kleine Gruppe aus dem Knonaueramt trägt ihren Teil dazu bei. Für Helena Heuberger steht fest, dass sie und ihre Mitstreiter auch weiterhin sehr genau hinschauen werden.
(simd; Schweiz aktuell, 19 Uhr)