In den Logen, im zweiten Rang, überall sind sie verteilt, die 86 Schlaginstrumente. Und da gibt es kein Entrinnen – egal wo man im Zürcher Opernhaus sitzt, man ist mitten drin in Wolfgang Rihms «Hamletmaschine». Gleichzeitig wird man von vorne fast eingesogen in den gigantischen Schiffsbauch, den Bühnenbildnerin Barbara Ehnes entworfen hat.
Ein Schiff voller Menschen auf der Flucht: Das ist die einzige Aktualisierung, die Regisseur Sebastian Baumgarten in der Inszenierung andeutet. Schon 1977 spielte Heiner Müller in seinem Text zur «Hamletmaschine» auf ein Europa an, das auseinander fällt. Ein Text, der so komplex ist, dass ein Verstehen kaum möglich ist. Aber trösten wir uns, dass Heiner Müller einst selber sagte: «Es geht im Theater nicht darum, dass man etwas versteht, sondern dass man etwas erfährt.» Und eine Erfahrung ist diese Hamletmaschine ganz gewiss.
Blick hinter die Opernhaus-Kulissen
Grossartige Leistungen, grosser Applaus
Wie wenn es ganz einfach wäre, behält Dirigent Gabriel Feltz den Überblick über die vielen Schlagzeuger, die im ganzen Haus verteilt sind, über das grosse Orchester auch, den Chor und die Solisten. Und mit der gleichen Leichtigkeit und Souveränität singt Scott Hendricks den dritten Hamlet. Hamlet I und Hamlet II werden eindringlich von den Schauspielern Anne Ratte-Polle und Matthias Reichwald gegeben, und ganz wichtige Auftritte hat der bestens vorbereitete Zürcher Opernhaus-Chor. Grossen Applaus gab es an der Premiere für alle Beteiligten, und einen Applaus müsste auch die Direktion Homoki bekommen: Sie wagt das Experiment «Hamletmaschine», nachdem das Stück seit 1990 in keinem Haus mehr gespielt wurde.