Vor zwei Wochen schlurfte der deutsche Schauspieler Martin Butzke mit Plastiktüten bepackt durch den Luzerner «Tatort». Gestern stand er als Blaise Centier auf der Bühne im Zürcher Theater Neumarkt. Barfuss, die langen Haar straff zusammen gebunden und immer leicht nervös, gibt er den Chef einer Geheimdienstorganisation.
Fanatische Islamisten – oder ist es komplizierter?
Chef ist er allerdings nur am Anfang. Denn sein Gegenspieler Vincent ist tougher. Und vor allem leichtgläubiger. Das Team ist Attentätern, die einen Anschlag planen, auf der Spur. Für Vincent ist der Fall klar, es sind fanatische Islamisten. Blaise merkt, dass der Fall weit komplizierter ist, aber da sitzt er längst nicht mehr auf dem Chefsessel.
Guter Text, gutes Spiel
Eine kreisrunde Spielfläche, fünf Bürostühle und ein künstlicher Weihnachtsbaum, die Bühne ist praktisch leer. Mehr braucht Regisseurin Simone Blattner nicht, um diesen Krimi zu erzählen. Der franko-kanadische Autor Wajdi Mouawad hat ihn bereits 2009 geschrieben, und er nimmt darin erschreckend viele Geschehnisse auf, die später tatsächlich passiert sind. Mouawads Text ist dicht und komplex. Die Regisseurin lässt sich voll darauf ein und gibt dem Text den Raum, den er braucht.
Grossartige Leistung der Schauspieler
Absolut bewundernswert ist die Leistung des fünfköpfigen Schauspielerensembles. Nach einem etwas schleppenden Beginn zieht die Spannung an, bis zum überraschenden Finale. Grosser, sehr grosser Applaus für einen rundum geglückten Abend im Theater Neumarkt.
(Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17.30 Uhr)